Schleichende Vergiftung: Schon vor tausenden von Jahren waren Indianer an der US-Westküste schädlichen Kohlenwasserstoffen ausgesetzt. Denn sie nutzten für die Abdichtung von Gefäßen und Kanus häufig Bitumen – einen dem Erdöl ähnlichen Naturasphalt. Wie hoch die Belastung von Luft und Nahrung dadurch war, haben Forscher nun durch experimentelle Archäologie ermittelt: Sie produzierten und nutzten die Bitumengefäße genauso wie die Indianer.
In unserer modernen Umwelt kommen wir nahezu überall mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) in Kontakt. Sie stecken in Erdölprodukten wie Benzin, Diesel oder Asphalt, aber auch in vielen Plastikprodukten und sogar in Kleidung. PAKs werden zudem beim Verbrennen von Müll und Plastik frei, sowie beim Tabakrauchen. Das Problem: Viele PAKs sind giftig und stehen im Verdacht, den Hormonhaushalt zu stören, Organe und das Gehirn zu schädigen und Krebs auszulösen.
Doch wer glaubt, dass es diese Gesundheitsgefahren erst seit der Neuzeit gibt, der irrt. Wie Sabrina Holts von der Smithsonian Institution in Washington und ihre Kollegen herausfanden, waren Menschen schon vor Jahrtausenden dieser Gesundheitsgefahr ausgesetzt. Denn in vielen Regionen der Erde dringt der Naturasphalt Bitumen aus der Erde – eine teerartige Substanz, die eine Vielzahl von PAKs enthält.
Allzweck-Kleber – mit Schattenseite?
Für viele frühe Kulturen war dieses Bitumen ein äußerst nützlicher Werkstoff. Denn die Substanz lässt sich als Kleber und zur Abdichtung von Gefäßen oder Booten verwenden, aber auch als Zusatz in Salben, als Räuchermittel oder sogar als Kaugummi. Archäologische Funde belegen, dass die Chumash-Indianer in Kalifornien Bitumen schon vor mehr als 7.000 Jahren nutzten, um damit wasserdichte Gefäße herzustellen und ihre Kanus zu versiegeln.