Geowissen

Sahara „schaukelte“ sich zur Wüste

Staubablagerungen belegen mehrfache, abrupte Klimawechsel beim Übergang zur Wüste

Die Sahara erlebte mehrere abrupte Klimawechsel, während sie zur Wüste wurde. © NASA

Pendelnder Übergang: Als die Sahara zur Wüste wurde, geschah dies weder allmählich noch durch einen einmaligen plötzlichen Wechsel. Stattdessen pendelte das Klima Nordafrikas vor 10.000 bis 5.000 Jahren mehrfach abrupt zwischen feucht und trocken hin und her. Dies belegen Ablagerungen aus einem marokkanischen Sedimentbohrkern. Diese mehrfachen Klimawechsel erklären auch, warum bisherige Daten zu diesem Übergang so widersprüchlich waren.

Heute ist die Sahara eine der größten Wüsten der Erde – und eine gigantische Staubschleuder. Aus ihr stammt die typisch rote Erde vieler Mittelmeerländer und die Regenwälder Südamerikas werden bis heute vom Saharastaub gedüngt. Doch das war nicht immer so: Noch vor rund 10.000 Jahren war die Sahara eine grüne Savanne mit zahlreichen Flüssen.

War die Wüstenbildung abrupt oder allmählich?

Dann jedoch gab es einen Klimawechsel: Nordafrika wurde trockener und aus der Savanne wurde eine Wüste. Wann genau dies jedoch geschah, und ob sich dieser Wandel plötzlich oder aber allmählich und langsam ereignete, war bislang unklar. Die Analysen von Sedimentbohrkernen aus ehemaligne Saharaseen und vom Meeresgrund vor Nordwestafrika lieferten dazu widersprüchliche Ergebnisse.

Diesen Widerspruch könnten nun Christoph Zielhofer von der Universität Leipzig und seine Kollegen aufgeklärt haben. Für ihre Studie analysierten sie einen gut 19 Meter langen Sedimentbohrkern, der aus dem Sidi Ali-See in Marokko stammt. Die abgelagerten Sedimente reichen damit bis in eine Zeit vor rund 12.000 Jahren zurück. Anhand der Schichten im Bohrkern konnten die Forscher rekonstruieren, wann besonders viel Staub aus der Sahara eingeweht wurde und wann es demnach trocken oder aber feucht war.

Der Sidi Ali-See in Marokko liegt am Nordrand der Sahara. © Institut für Geographie/ Universität Leipzig

Abrupte Wechsel

Das überraschende Ergebnis: Der Übergang von der feuchten, grünen Sahara zur trockenen Wüste verlief nicht gleichmäßig und war auch nicht einmalig. Stattdessen schwankte das Klima in der Periode vor 10.000 bis zu 5.000 Jahren mehrfach von feucht zu staubig-trocken. „Es gab mehrere abrupte Zunahmen des aus dem Süden eingewehten Staubes vor 10.200, 8.200, 6.600, 6.000 und vor 5.000 Jahren“, berichten die Forscher.

Das Klima der Sahara pendelte demnach mehrfach hin und her, bevor es dann vor 4.700 Jahren endgültig trocken wurde und die Sahara ihr heutiges, wüstenhaftes Aussehen bekam. Was diese mehrfachen Umschwünge verursachte, ist noch nicht eindeutig geklärt. Die Forscher fanden aber zeitliche Übereinstimmungen sowohl mit periodischen Abkühlungen des Nordatlantiks als auch mit Zeiten eines abgeschwächten afrikanischen Monsuns.

Beide Theorien hatten recht

Die abrupten Klimaumschwünge erklären auch, warum die bisherigen Daten aus dieser Zeit so widersprüchlich waren: Über den gesamten Zeitraum gesehen gab es durchaus eine kontinuierliche Tendenz zu einem trockneren Klima. Doch die plötzlichen Klimawechsel unterbrachen dies.

Proben aus einer dieser abrupten Dürreeinbrüche scheinen daher auf einen insgesamt plötzlichen Übergang hinzudeuten, Proben aus einer feuchteren Zwischenperiode dagegen auf einen langsamen Übergang. Im Streit um die Entstehung der Wüste Sahara hatten demnach alle ein bisschen recht – sie beschrieben nur jeweils einen Teil dieser Entwicklung. (Quaternary Science Reviews, 2017; doi: 10.1016/j.quascirev.2017.07.010)

(Universität Leipzig, 20.07.2017 – NPO)

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