Sieben auf einen Streich: Ein urzeitliches Bernsteinbett hat gleich sieben Blüten aus der Zeit der Dinosaurier konserviert. Die wenige Millimeter kleinen Blüten sind 100 Millionen Jahre alt und stammen wahrscheinlich von einem heute ausgestorbenen Regenwald-Baum. Die Verwandten dieses Baums kommen noch heute auf der Südhalbkugel vor. Vielleicht fielen die Blüten in eine Pfütze Baumharz, als ein Triceratops oder Tyrannosaurus im Vorübergehen den Zweig streifte.
Bernstein ist eine echte Zeitkapsel: Was einst in das urzeitliche Baumharz fiel, wurde von ihm umschlossen und blieb so über die Jahrmillionen geschützt erhalten. Unter den vielen Funden in Bernstein sind giftige Blüten und fleischfressende Urzeit-Pflanzen, aber auch rätselhafte Insekten und blutsaugende Parasiten. Sogar den Schwanz eines kleinen Dinosauriers und der Flügel eines Urvogel-Kükens wurden schon in Bernstein konserviert.
Sieben Mini-Blüten in einem Bernsteinbett
Jetzt haben George Poinar und seine Kollegen von der Oregon State University einen weiteren Fund gemacht. In 100 Millionen Jahre alten Bernsteinstücken aus einer Mine in Myanmar entdeckten sie gleich sieben winzige Blüten auf einmal. Einen solchen Kombifund gab es bisher noch nie, wie Poinar berichtet. Die Blüten sind zwischen 3,5 und fünf Millimeter groß und besitzen jeweils fünf Kelchblätter. Echte Blütenblätter fehlen jedoch.
„Der Bernstein hat die Blütenteile so gut konserviert, dass sie wie frisch aus dem Garten gepflückt aussehen“, sagt Poinar. Die fünf Kelchblätter der Blüten sind schmal und stark auseinander gespreizt. In ihrem Zentrum sitzt ein unterständiger Fruchtstand mit zweiteiligen Fruchtblättern, darüber ein scheibenförmiger Nektarspender.
Vom Baum gefallen
Nähere Untersuchungen enthüllten, dass die Blüten zu einer bisher unbekannten, ausgestorbenen Pflanzenart aus der Familie der Cunoniaceae gehören. Diese Sträucher und Bäume kommen heute ausschließlich auf der Südhalbkugel der Erde vor. „Eine dieser Arten ist als New South Wales Weihnachtsbusch bekannt, weil seine fünf Kelchblätter sich im Winter rötlich-pink verfärben“, erklärt Poinar.
Die Urzeit-Blüten – Tropidogyne pentaptera getauft – stammen wahrscheinlich von einem baumgroßen Vertreter dieser Pflanzenfamilie – möglicherweise einem Regenwaldbaum. „Dinosaurier könnten die Zweige dieses Baums berührt haben und dabei fielen dann die Blüten herunter“, sagt Poinar. Sie landeten dann in einer kleinen Baumharzpfütze oder in einem größeren Harztropfen einer benachbarten Konifere und wurden so zu Bernstein-Einschlüssen.
Mit Indien nach Norden gedriftet
Der Tropidogyne-Baum wuchs vor rund 100 Millionen Jahren wahrscheinlich ähnlich wie seine heutigen Verwandten auf der Südhalbkugel – vermutlich auf dem Bruchstück des Urkontinents Gondwana, aus dem später Indien wurde. Als dann der Subkontinent sich von der Antarktis und Australien trennte und nach Norden driftete, wurde auch der Bernstein auf die Nordhalbkugel mittransportiert. (Palaeodiversity, 2017; doi: 10.18476/pale.v10.a10)
(Oregon State University, 17.08.2017 – NPO)