Heilmittel aus der Natur: Ein Zuckermolekül aus Braunlagen könnte gegen Arthritis wirken. Das chemisch modifizierte Algenprodukt wirkt in Zellkulturen entzündungshemmend und unterdrückt die Immunreaktion gegen Knorpelzellen, wie eine Studie zeigt. Sollte sich diese Wirkung in Tierversuchen und klinischen Studien bestätigen, könnte das Algenmittel den Abbau des Gelenkknorpels bei Arthritis stoppen oder zumindest verlangsamen.
Bis zu 90 Prozent aller über 65-Jährigen leiden unter einer Arthritis – einer entzündlichen Gelenkerkrankung, die zum Knorpelabbau in den Gelenken führt. Fehlt die schützende Knorpelschicht, stoßen die Knochen direkt aufeinander und dies verursacht heftige Schmerzen. Doch bisher gilt die Arthritis als unheilbar. Gängige Behandlungsmethoden wie Entzündungshemmer und Schmerzmittel bekämpfen in erster Linie die Symptome. Als letzter Ausweg hilft dann oft nur noch eine Operation, bei der das betroffene Gelenk durch ein künstliches ersetzt wird.
Algenzucker mit Sulfatanhängen
Doch jetzt gibt es vielleicht Hoffnung auf eine wirksame Therapie. Marcy Zenobi-Wong von der ETH Zürich und ihre Kollegen haben eine Natursubstanz entdeckt, die den Knorpelabbau in den Gelenken stoppen könnte. Dabei handelt es sich um ein aus den Stielen des Palmentangs (Laminaria hyperborea) gewonnene Polysaccharid. Dieses Alginat ähnelt von Natur aus bestimmten extrazellulären Biomolekülen aus Knorpelgewebe.
Von einigen Biopolymeren ist bekannt, dass sie entzündungshemmend wirken können und auch dem oxidativen Stress in Zellen entgegenwirken. Die Idee der Forscher: Vielleicht könnte diese Substanz im Gelenk ähnlich wirken. Um das testen, setzten sie Zellkulturen von Knorpelzellen entweder Alginat zu oder eine chemische modifizierte Variante, bei der sie zusätzliches Sulfat ins Molekülgerüst des Zuckers eingebaut hatten.