Doch nicht so gefährlich wie gedacht: Die Hormonersatztherapie zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden galt lange Zeit als risikobehaftet. Neuere Studienergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass die Therapie besser sein könnte als ihr Ruf. Experten fordern deshalb nun ein Umdenken: Frauen mit menopausalen Beschwerden sollten wieder häufiger eine Hormonbehandlung erhalten. Um Risiken zu vermeiden, komme es vor allem auf den Zeitpunkt und die Dauer der Therapie an.
Selten sind Nutzen und Risiken medizinischer Behandlungen so umstritten wie bei der Hormonersatztherapie. Ursprünglich sollte die Behandlung Frauen die umwälzende Phase der Wechseljahre erleichtern und damit verbundene Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Schwindel oder Depressionen lindern. Zugleich sagten Fachleute der Hormontherapie eine schützende Wirkung etwa vor Herzkreislauferkrankungen und Knochenschwund nach.
Als das Nationale Gesundheitsinstitut der USA im Jahr 2002 die Ergebnisse der Women’s Health Initiative (WHI) veröffentlichte, geriet die Behandlung jedoch schlagartig in Verruf. Die eigentlich auf 15 Jahre angelegte Studie hatte die Auswirkungen einer Hormontherapie auf die Gesundheit von 16.000 Frauen untersucht und war nach fünf Jahren abgebrochen worden. Der Grund: In der Probandinnengruppe, die Hormone erhalten hatte, war es zu deutlich erhöhten Raten von Brustkrebs, Schlaganfall, Thrombosen und Herzinfarkten gekommen.

Umstrittene Interpretation
Nach der Publikation der Studie ging die Verordnung von Hormonen deutlich zurück. Bis heute haben viele Frauen Ängste bezüglich dieser Form der Therapie. Ärzte versuchen die typischen Beschwerden der Menopause daher immer öfter mit alternativen Mitteln zu behandeln und setzen beispielsweise Antidepressiva oder Schlafmittel ein.