Abdruck-Sensor ausgetrickst: US-Forscher haben das erste Fingerabdruck-Imitat entwickelt, das gleich mehrere Sensor-Techniken täuschen kann. Der mittels 3D-Drucker hergestellte Abdruck besteht aus leitfähigem Silikon und kann wie ein Fingerling unauffällig über dem eigenen Finger getragen werden. Motiv der Forscher ist aber nicht kriminelle Energie – sie wollen damit helfen, Sensoren gegen solchen Betrug zu schützen.
Ob am Smartphone, dem Touchscreen oder geschützten Gebäudebereichen: Immer häufiger kontrollieren heute Fingerabdruck-Scanner den Zugriff oder Zugang. Weil das Muster der Fingerabdrücke als weitgehend einmalig gilt, soll dieses persönliche Kennzeichen die Geräte und Gebäude sicherer machen.
Imitat soll Scanner sicherer machen
Doch auch diese Sensoren lassen sich überlisten, beispielsweise mit Teilabdrücken oder Kunststoff-Imitationen der echten Finger. Bisher allerdings tappten Kriminelle mit solchen Fingerimitaten manchmal auch in eine Falle: Einige Sensoren überprüfen nicht nur optisch die Rippen und Muster der Haut, sondern auch deren Leitfähigkeit.
Jetzt jedoch haben Anil Jain und Joshua Engelsma von der Michigan State University ein Fingerabdruck-Imitat entwickelt, das sowohl optische als auch Leitfähigkeits-Sensoren täuschen kann. Dieses soll dabei helfen, solche Scanner künftig zu testen und sicherer zu machen. „Unsere Finger sind hilfreich für die Sicherheitstechnik, denn mit ihnen können Hersteller und Entwickler demonstrieren, dass ihre Technologie akkurat und robust gegenüber Spoofing-Attacken ist“, sagt Jain.
Eigenschaften der menschlichen Haut
Der falsche Fingerling besteht aus einem Spezial-Silikon, das ähnlich leitfähig ist wie die menschliche Haut. Für den nachgemachten Fingerabdruck wird auf Basis eines beispielsweise von einem Glas oder einer anderen glatten Oberfläche abgenommenen Abdrucks eine Form erstellt. In diese wird das flüssige Silikon, vermischt mit hautfarbenen Pigmenten gegossen und gehärtet. Das Ergebnis ist ein über den Finger ziehbarer Fingerling samt Fake-Abdruck.
„Was unser Imitat einzigartig macht ist, dass es die grundlegenden Merkmale der menschlichen Haut nachahmt“, erklärt Jain. „Es besitzt die gleichen mechanischen, optischen und elektrischen Eigenschaften wie der menschliche Finger. Im Vergleich zu gängigen Abdruck-Fälschungen, die meist nur maximal zwei Merkmale nachahmen können, ist dieses Imitat daher schwerer zu erkennen.“
Jain und sein Team sind nun dabei, Fingerabdruck-Scanner zu entwickeln, die auch auf ihr Imitat nicht hereinfallen. Zudem arbeiten sie bereits an Algorithmen, die die Scanner robuster gegenüber Spoofing-Attacken machen sollen.
(Michigan State University, 22.09.2017 – NPO)