Paläontologie

Wasserläufer in Bernstein

Konservierte Wanzenarten aus der Kreidezeit sind ältester Beleg dieser Insektengruppe

Seltener Fund: Ein in spanischem Bernstein eingeschlossener Wasserläufer. © Senckenberg

Außergewöhnlicher Fund: Ein urzeitliches Bernsteinstück hat gleich drei Insekten aus der Zeit der Dinosaurier konserviert. Die Fossilien der zur Familie der Wasserläufer gehörenden Tierchen sind aus mehreren Gründen eine echte Besonderheit: Zum einen sind gut erhaltene Funde dieser filigranen Insekten rar. Zum anderen handelt es sich bei dem Fund um zwei bisher unbekannte Wanzenarten – und den bislang ältesten Nachweis dieser Insektengruppe.

Bernstein ist eine echte Zeitkapsel: Was einst in das urzeitliche Baumharz fiel, wurde von ihm umschlossen und blieb über Jahrmillionen geschützt erhalten. Immer wieder öffnen in Bernstein konservierte Funde daher ein wertvolles Fenster in eine vergangene Welt. Forscher haben in dem erhärteten Harz bereits giftige Blüten und fleischfressende Urzeit-Pflanzen, aber auch rätselhafte Insekten und blutsaugende Parasiten entdeckt. Sogar der Schwanz eines kleinen Dinosauriers und der Flügel eines Urvogel-Kükens wurden schon in Bernstein erhalten.

Echte Rarität

Nun haben Wissenschaftler um Mónica Solórzano Kraemer vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt einen weiteren Fund gemacht. In einem Bernsteinstück aus der nordspanischen Fundstelle Peñacerrada entdeckten sie zwei Männchen und ein Weibchen zweier bisher unbekannter Wanzenarten.

Die Fossilien gehören zur Familie der Hüftwasserläufer und sind eine echte Rarität. Denn die Gliedmaße solcher Tierchen sind so filigran, dass sie bei der Fossilisation häufig nicht zerstörungsfrei erhalten bleiben. Auch die Erhaltung in versteinertem Harz ist besonders unwahrscheinlich, weil die wasserlebenden Insekten nicht häufig in der Nähe harzproduzierender Bäume anzutreffen sind.

Zeitgenossen der Dinos

„Jede neue Entdeckung dieser Wanzen ist daher spektakulär und hilft uns dabei, die Ökologie der semi-aquatischen Tiere und ihre Bedeutung für das damalige Ökosystem zu verstehen“, erklärt Solórzano Kraemer. Doch der aktuelle Fund ist noch aus einem weiteren Grund eine Besonderheit, wie die Wissenschaftlerin berichtet: „Er stammt aus der Kreidezeit und ist damit der älteste bekannte Nachweis dieser Insektengruppe.“

Weil in dem Bernstein gleich mehrere Wasserläufer eingeschlossen sind, gehen die Forscher zudem davon aus, dass die feingliedrigen Zeitgenossen der Dinosaurier in Gemeinschaften lebten. „Der Fund ist der früheste Nachweis eines solchen aggregativen Verhaltens in der Erdgeschichte“, betont Solórzano Kraemer.

Zukünftig erhoffen sich die Wissenschaftlerin und ihr Team noch weitere Nachweise von kreidezeitlichen Wanzen in Bernstein zu finden. „Wir gehen davon aus, dass die Wanzenfamilie sehr viel diverser war, als wir bisher belegen können. Weitere Funde werden uns helfen, diese Tiergruppe besser zu verstehen und ihre Verwandtschaftsverhältnisse neu zu ordnen“, schließt Solórzano Kraemer. (PeerJ, 2017; doi: 10.7717/peerj.3760)

(Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, 25.09.2017 – DAL)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Im Fokus: Paläontologie - Spurensuche in der Urzeit Von Nadja Podbregar und Dieter Lohmann

Die Geschichte des Lebens auf der Erde - Vier Milliarden Jahre von Douglas Palmer

Im Bernsteinwald - von Wilfried Wichard, Wolfgang Weitschat

Top-Clicks der Woche