Umwälzende Entdeckung: Entgegen bisheriger Annahme sind offenbar die Rippenquallen die Schwestergruppe aller anderen Tiere. Sie spalteten sich in der Evolution als erste vom Tier-Stammbaum ab – und nicht die Schwämme, wie bisher gedacht. Sollte sich dieses Ergebnis einer DNA-Studie bestätigen, müsste nicht nur der Stammbaum des Lebens umgeschrieben werden – auch die Evolution von Nerven und Muskeln verlief dann anders, wie die Forscher berichten.
Rippenquallen sind so faszinierend wie geheimnisvoll: Die halbtransparenten, von schillernden Rippen durchzogenen Galertkörper dieser Meerestiere wirken grazil und harmlos – und ähneln mit ihren pulsierenden Lichtern ein wenig einem zarten außerirdischen Raumschiff. Doch die Ctenophoren sind rabiate Räuber: In der Ostsee könnte die Einwanderung der Rippenqualle Mnemiopsis leidyi sogar den Dorschbestand gefährden. Die rund 200 bekannten Arten der Rippenquallen sind zudem sehr anpassungsfähig und haben nahezu alle Meeresökosysteme besiedelt.
Sehr alt und doch fortschrittlich
Doch wie passen die Rippenquallen in den Stammbaum der Tiere? Über diese Frage rätseln und streiten Biologen schon seit der Entdeckung dieser eigentümlichen Tiergruppe. Einerseits legen Fossilfunde nahe, dass Ctenophoren zu den ältesten Tiergruppen der Erde gehören. Denn erste Vorfahren der Rippenquallen lebten schon vor rund 550 Millionen Jahren – und damit in der Zeit, in der die ersten Mehrzeller entstanden.
Andererseits jedoch besitzen Rippenquallen Muskeln und ein Nervensystem und scheinen damit höher entwickelt als beispielsweise die Schwämme. Lange hielt man daher die Schwämme für die primitivste Großgruppe im Tierreich und ordnete die Ctenophoren eher in eine Liga mit weiter entwickelten Formen wie Nesseltieren und den Bilateria zu – der Großgruppe, zu der auch wie gehören.