Kleiner Hirsch mit langen Hauern: Im Meteoritenkrater von Steinheim haben Paläontologen ein besonderes Fossil entdeckt. Denn es stammt von einer bisher unbekannten Art von Moschushirschen – kleinen Huftieren, deren Männchen lange, spitze Eckzähne tragen. Das 15 Millionen Jahre alte Fossil belegt erstmals, dass damals in Mitteleuropa mindestens zwei Arten dieser auch als „Vampirhirsche“ bezeichneten Tierart gemeinsam lebten.
Die heute nur noch in den Bergregionen Asiens vorkommenden Moschushirsche (Moschidae) ähneln auf den ersten Blick kleinen, geduckt laufenden Rehen. Doch schaut man näher hin, erkennt man bei den Männchen eine sonst nur von Fleischfressern wie den Säbelzahnkatzen bekannte Besonderheit: Ihre oberen Eckzähne sind stark verlängert und ragen weit aus dem Mund heraus. Sie dienen dem Imponieren von Rivalen und Weibchen und werden auch bei Konkurrenzkämpfen der Männchen eingesetzt.
Meteoritenkrater als fossile „Schatztruhe“
Ein neues Fossil dieser „Vampirhirsche“ haben nun Manuela Aiglstorfer vom Naturkundemuseum Stuttgart und ihre Kollegen in Süddeutschland entdeckt. Die Relikte stammen aus einer 15 Millionen Jahre alten Gesteinsschicht im Meteorkrater von Steinheim – des Kraters, der beim Einschlag zweier Asteroidenfragmente im Nördlinger Ries und in Steinheim entstand.
Nach dem Einschlag bildete sich im Steinheimer Krater ein See, in dessen Ablagerungen zahlreiche Fossilien der damaligen Zeit erhalten geblieben sind. Sie liefern einen einzigartigen Einblick in die Lebenswelt des Mittleren Miozäns. In diesen Ablagerungen haben Paläontologen auch bereits Fossilien urzeitlicher Moschushirsche entdeckt. Sie alle gehörten jedoch nur zu einer Art, Micromeryx flourensianus.