Kleine Mathegenies: Schon Säuglinge verstehen offenbar simple Grundprinzipien der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Sechs Monate nach der Geburt stutzen sie bereits, wenn eine mit farbigen Bällen gefüllte Lottomaschine gehäuft die seltenere und damit unwahrscheinlichere Farbe zieht. Dieses erstaunliche Gefühl für Wahrscheinlichkeiten hat bei den Babys jedoch noch Grenzen: Wird der Unterschied zwischen der wahrscheinlicheren und der unwahrscheinlicheren Variante zu klein, scheitern die Kleinkinder.
Säuglinge sind wie kleine Lernmaschinen. Ihr ganzes Wesen ist darauf ausgerichtet, neue Eindrücke einzuordnen und so die Welt und ihre Regeln verstehen zu lernen. Schon lange bevor sie selbst sprechen können, durchschauen sie ihre Umwelt überraschend gut. So erkennen die Babys beispielsweise, wenn jemand völlig falsche Silbenkombinationen äußert. Zudem besitzen sie bereits einen Sinn für Mengen und begreifen sogar grundlegende physikalische Zusammenhänge wie etwa den Unterschied zwischen Flüssigkeiten und Feststoffen.
Nun zeigt sich, dass die Kleinen auch erstaunlich früh ein Gefühl für Wahrscheinlichkeiten zu entwickeln scheinen. Diese Fähigkeit gehört zu den wichtigsten unseres Gehirns und ermöglicht es uns zum Beispiel, Risiken besser abzuschätzen und unser Handeln entsprechend auszurichten. Ab welchem Alter wir dazu in der Lage sind, eine grobe Vorstellung über die Wahrscheinlichkeit unterschiedlicher Geschehnisse zu haben, war bislang jedoch unklar.
Unwahrscheinliche Beobachtungen
Um das herauszufinden, haben Neurowissenschaftler um Ezgi Kayhan vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig Tests mit Babys im Alter von sechs, zwölf und 18 Monaten durchgeführt. Dabei zeigten sie den insgesamt 75 kleinen Probanden animierte Filme, in denen eine mit blauen und gelben Bällen gefüllte Maschine zu sehen war – ähnlich einer Lottomaschine. Die Menge der blauen Bälle überwog darin deutlich.