Übermüdetes Gehirn: Schlafmangel kann uns vergesslich, unkonzentriert und langsam machen – warum, haben Forscher nun herausgefunden. Demnach scheint zu wenig Schlaf die Aktivität von Neuronen in bestimmten Hirnbereichen zu stören. Als Folge feuern diese Zellen schwächer als sonst und kommunizieren zudem nur verzögert miteinander. Offenbar verfallen sie in eine Art dösenden Zustand, während die Nervenzellen in anderen Regionen normal weiterarbeiten.
Bekommen wir zu wenig Schlaf, spüren wir dies ziemlich schnell: Wir fühlen uns abgeschlagen, sind ungewöhnlich leicht reizbar und können uns kaum konzentrieren. Zudem kann uns eine schlaflose Nacht vergesslich machen und falsche Erinnerungen fördern. Das hat im Alltag mitunter weitreichende Folgen: So reagieren übermüdete Menschen beispielsweise beim Autofahren viel langsamer als sonst und geben bei der Polizei schlechte Augenzeugen ab.
Die Ursache für diese kognitiven Aussetzer liegt wahrscheinlich darin begründet, dass dem Gehirn ohne Schlaf eine wichtige Aufräumphase fehlt. In dieser Zeit verarbeitet es normalerweise das tagsüber Aufgenommene und sorgt durch Rekalibrierungsprozesse dafür, dass Platz für neue Informationen entsteht.
Blick ins Gehirn
Wie sich der Schlafentzug im Detail auf neuronaler Ebene auswirkt, war bisher allerdings unbekannt. Wissenschaftler um Yuval Nir von der Universität Tel Aviv haben dieses Phänomen nun genauer untersucht. Dies war möglich, weil sie mit Epilepsie-Patienten arbeiteten, denen zu Therapiezwecken Elektroden ins Gehirn implantiert worden waren. Damit konnten sie die Reaktionen einzelner Nervenzellen in Echtzeit messen.