Beigabe mit fremden Motiven: Archäologen haben bisher unbekannte Schätze aus dem Grab des ägyptischen Pharaos Tutanchamun untersucht. Mehr als 90 Jahre nach ihrer Entdeckung setzten sie unzählige in einer Kiste gelagerte Fragmente zu 100 annähernd vollständigen Goldblechen zusammen. Das Interessante: Die dekorativen Beschläge weisen Motive aus dem Vorderen Orient auf ‒ Darstellungen, die der ägyptischen Kunst eigentlich fremd sind.
Seit sein Grab 1922 nahezu unberührt gefunden wurde, ist Tutanchamun der berühmteste Pharao der ägyptischen Antike. Vor allem die eindrucksvollen Grabbeigaben ‒ darunter eine goldene Totenmaske, Alabaster-Vasen und ein Dolch aus Meteoriten-Metall ‒ sorgen bis heute für Faszination. Manche Funde aus der letzten Ruhestätte des Kinderpharaos hat die Öffentlichkeit bisher jedoch noch gar nicht zu Gesicht bekommen.
Ein Archäologenteam um Peter Pfälzner von der Universität Tübingen hat sich nun einem solchen bisher unbekannten Schatz gewidmet: Die Wissenschaftler untersuchten zum ersten Mal verzierte Goldblechbeschläge aus Tutanchamuns Grab. Diese hatten sich bisher im Magazin des Ägyptischen Museums in Kairo befunden, aufbewahrt noch in derselben Kiste, in der sie ihr Entdecker Howard Carter vor über 90 Jahren verstaut hatte.

Orientalisch beeinflusste Motive
Die Funde wurden damals in unrestauriertem Zustand fotografiert und danach nie wieder ausgepackt ‒ bis sie den deutschen Forschern in die Hände fielen. Sie setzten aus den goldenen Fragmenten in der Kiste in jahrelanger Kleinarbeit 100 annährend vollständige Goldbleche zusammen: Vermutlich handelt es sich um dekorative Beschläge von Bogenkästen, Köchern und Zaumzeug.