Spannende Entdeckung: Das erste Fossil des Archaeopteryx ist in Wirklichkeit gar kein Urvogel – es ist ein noch viel seltenerer Fund. Denn das vermeintliche Urvogel-Relikt gehört zu einer Gruppe vogelähnlicher Dinosaurier, die bisher nur aus China bekannt waren, wie eine Neuanalyse enthüllt. Das Fossil aus dem Solnhofener Plattenkalk belegt damit erstmals, dass diese Raubsaurier damals bis nach Europa kamen. Es ist daher sogar noch wertvoller und seltener als der Archaeopteryx.
Sie gehören zu den berühmtesten Fossilien der Welt: Nur zwölf Exemplare existieren weltweit vom berühmten Archaeopteryx – dem Urvogel, der vor rund 150 Millionen Jahren durch die Urzeit-Wälder flatterte. Diese ab 1860 im Solnhofener Plattenkalk entdeckten Relikte galten als das entscheidende Bindeglied zwischen Reptilien und Vögeln und als Beleg für Darwins damals frisch veröffentlichte Evolutionstheorie.
Doch kein Archaeopteryx
Doch wie sich jetzt zeigt, wurde ausgerechnet das als erstes gefundene Fossil des Archaeopteryx offenbar die ganze Zeit falsch zugeordnet. Diese Fehldeutung haben die Paläontologen Oliver Rauhut von der Universität München und Christian Foth vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart bei einer Neuuntersuchung des sogenannten „Haarlemer Exemplars“ entdeckt. Sie haben die Knochen des unvollständigen Fossils noch einmal vermessen und mit anderen Archaeopteryx verglichen.
Es zeigte sich: Dieses Fossil weist einige entscheidende Unterschiede zu Archaeopteryx auf. So sind die Proportionen seiner Knochen anders als bei den anderen und auch die Form einiger Knochen unterscheidet sich. „Es ist keiner der berühmten Urvögel“, fasst Rauhut das Ergebnis der taxonomischen Untersuchung zusammen. Stattdessen gehört das Fossil zu einer Gruppe vogelähnlicher Raubsaurier, den Anchiornithiden. Sie wurden erst vor wenigen Jahren erstmals in China identifiziert.