Maschinenhirn als Planetenjäger: Unsere Sonne ist nicht mehr der einzige bekannte Stern mit acht Planeten. Um den 2.545 Lichtjahre entfernten Stern Kepler-90 kreisen ebenfalls acht Begleiter. Entdeckt wurde der achte Planet dieses Systems nicht durch einen menschlichen Astronomen, sondern durch eine lernfähige künstliche Intelligenz. Sie hat in den Daten des Kepler-Weltraumteleskops die winzigen Lichtschwankungen aufgespürt, die der Planet beim Transit vor seinem Stern verursacht.
Das Kepler-Weltraumteleskop ist der erfolgreichste „Planetenjäger“, den die Astronomie besitzt. Hunderte von Exoplaneten hat dieses Auge im All bereits anhand ihrer Transits aufgespürt – dem schwachen Abdimmen des Lichts, das die Planeten bei der Passage vor ihrem Stern erzeugen. Unter den Kepler-Entdeckungen sind jede Menge Erdzwillinge, vor allem aber hat die schiere Menge der Planetenfunde es den Astronomen erlaubt, erste Gesetzmäßigkeiten – und auch rätselhafte Lücken – im Planetenbestand unserer Galaxie zu identifizieren.
Lernfähiges Maschinenhirn als Fahnder
Die neueste Entdeckung jedoch stammt nicht von einem menschlichen Astronomen – es war eine künstliche Intelligenz. Die enorme Datenmenge, die das Kepler-Teleskop angesammelt hat, brachte den Software Ingenieur Christopher Shallue von Google AI auf die Idee, ein lernfähiges Computerhirn an die Auswertung zu setzen. „Maschinenlernen kann immer dann glänzen, wenn es so viele Daten gibt, dass Menschen sie nicht selbst durchsuchen können“, erklärt Shallue.
Im Falle von Kepler ging es um 35.000 mögliche Transitsignale, die das Teleskop in vier Jahren Fahndung aufgezeichnet hatte. Für die KI-Fahndung trainierten die Forscher ihr lernfähiges neuronales Netzwerk zunächst anhand von 15.000 bestätigten Planetensignalen. An diesen lernte das System, welche Merkmale die Lichtkurve eines echten Planetentransits auszeichnen, bis es in 96 Prozent der Fälle richtig lag.