Überraschend anders: Der Yellowstone-Supervulkan wird offenbar doch nicht von einem Hotspot gespeist – oder zumindest nicht hauptsächlich. Stattdessen scheint ein Großteil seiner Hitze vom Mantelbereich unter dem küstennahen Pazifik zu stammen, wie neue Messdaten und Modelle nahelegen. Das Innenleben des aktiven Supervulkans ist demnach deutlich komplexer als bisher angenommen, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Geoscience“ berichten.
Unter dem Yellowstone-Nationalpark in den USA liegt einer der größten Supervulkane der Erde – und einer der aktivsten. Seine vergangenen Eruptionen überzogen weite Teile Nordamerikas mit Asche und lösten jahrelang dauernde vulkanische Winter aus. Gängiger Lehrmeinung nach speist ein Hotspot im Erdmantel die beiden Magmakammern unter dem Supervulkan. Doch wie genau dieses Magma vom Mantelplume in die Kruste gelangt, ist bisher nur in Teilen geklärt.
Untergrund seismisch „durchleuchtet“
Eine ebenso überraschende wie provokante Antwort liefern nun Quan Zhou von der University of Illinois und seine Kollegen. Denn ihrer Untersuchung nach könnte der Hotspot weniger mit dem Supervulkan zu tun haben als bisher gedacht. Für ihre Studie haben sie das Gebiet des Yellowstone-Vulkans bis zur Pazifikküste einer seismischen Tomografie unterzogen. Dabei dienen Erdbebenwellen und andere Erschütterungen als Anzeiger für die Beschaffenheit des Untergrunds.
Ihre Daten speisten die Forscher in ein geodynamisches Modell ein, das die Wärmeverteilung im Untergrund und dessen Entwicklung auf Basis tektonischer Veränderungen über die letzten 20 Millionen Jahre rekonstruiert. „Unser Ziel war es, ein Modell zu finden, das das abbildet, was wir heute über und unter der Oberfläche sehen“, erklärt Zhou.