Paradoxer Effekt: Durch den Klimawandel verstärkt sich der Schneefall in Alaska drastisch. In den Bergen des Denali-Massivs hat sich die Schneemenge seit 1840 mehr als verdoppelt – es schneit dort so viel wie nie zuvor in den letzten 1200 Jahren, wie Eisbohrkerne jetzt belegen. Ursache dafür ist eine skurrile Klima- Fernwirkung: Der wärmere tropische Pazifik verstärkt ein Tiefdruckgebiet über den Aleuten – und das bringt im Winter milde feuchte Luft nach Alaska.
Egal ob Alpen, Anden oder Himalaya: Für die meisten Bergregionen der Erde bedeutet der Klimawandel weniger Schnee und Eis. Und auch in der Arktis herrscht vielerorts eher Tauwetter als Schneegestöber. Umso paradoxer erscheinen Messdaten, die Wetterstationen entlang der Küste von Alaska in den letzten 60 Jahren ermittelt haben: Sie registrierten seit 1950 eine immer stärkere Zunahme der winterlichen Schneefälle, teilweise um bis zu 65 Prozent.
Eisbohrkerne als Schneefall-Archiv
Wie ist dies zu erklären? Das haben sich auch Erich Osterberg vom Dartmouth College in New Hampshire und seine Kollegen gefragt. Das Problem dabei: Die Zeitreihen der Wetterstationen sind nicht lang genug, um eine natürliche Klimaschwankung auszuschließen. Immerhin gibt es einige wiederkehrende Klimazyklen, die im Laufe einiger Jahrzehnte das Klima Alaskas beeinflussen können.
Um zu klären, ob die Schneefall-Zunahmen ungewöhnlich sind oder nicht, haben die Forscher daher zwei Eisbohrkerne vom Gipfelplateau des Mount Hunter im Denali-Nationalpark als „Klimazeugen“ herangezogen. Ihre Eisschichten reichen bis zu 1200 Jahre in die Vergangenheit zurück und verraten ähnlich wie die Jahresringe eines Baumes anhand ihrer Dicke, wie viel Schnee jeweils im Winter und Sommer gefallen ist.