Unbekanntes Volk: Das 11.500 Jahre alte, in Alaska entdeckte Skelett eines kleinen Mädchens enthüllt Überaschendes über die ersten Menschen in Amerika. Denn ihr Erbgut verrät, dass es wohl doch nur eine einzige große Einwanderungswelle aus Asien gab. Überraschend auch: Das Mädchen gehörte zu einer bisher unbekannten Population, den „Ancient Beringians“, die sich schon vor 20.000 Jahren von den ersten Einwanderern in die Neue Welt abspalteten, wie Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Die Besiedlung Amerikas gibt bis heute Rätsel auf. Klar scheint zwar, dass die Vorfahren der Indianer einst aus Asien über die Bering-Straße nach Amerika zogen. Doch wann und wie die ersten Menschen die Neuen Welt besiedelten, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Strittig ist unter anderem, ob es eine oder sogar mehrere Einwanderungswellen aus Asien gegeben hat und ob diese Einwanderer entlang der Küste oder durch einen eisfreien Korridor im Inland zogen.
Noch verwirrender ist das Timing der ersten Einwanderer: Lange gingen Forscher davon aus, dass die Besiedlung Amerikas frühestens vor rund 15.000 Jahren stattfand. Denn archäologische Funde belegen die Präsenz von Menschen im Süden Nordamerikas schon kurz nach dieser Zeit. Doch inzwischen wurden Tierknochen mit möglicherweise menschengemachten Ritz- und Schnittspuren gefunden, die bereits 24.000 Jahre und sogar 130.000 Jahre alt sind.
Eine dritte Population
Jetzt bringt ein in Alaska entdecktes Menschenfossil weitere Überraschungen. Das 11.500 Jahre alte Skelett eines kleinen Mädchens wurde vor einigen Jahren am Upward Sun River im Süden Alaskas gefunden. Nun ist es Ben Potter von der University of Alaska in Fairbanks und seinen Kollegen gelungen, DNA aus diesen Knochen zu isolieren und zu sequenzieren. Dadurch konnten sie das Erbgut dieses Mädchens mit dem anderer früher Ureinwohner Amerikas und mit dem der heutigen Indianer vergleichen.