Verblüffend einfach: Die Genschere CRISPR kann aus normalen Hautzellen pluripotente Stammzellen machen – und das durch Veränderung an nur einem Gen, wie ein Experiment jetzt belegt. Die subtile Genmanipulation setzt eine Kettenreaktion in Gang, die die Zellen in den Embryonalzustand zurückversetzt – und sie so zu potenziellen Alleskönnern für die Medizin macht.
Pluripotente Stammzellen können sich zu jedem Zelltyp des Körpers entwickeln. Das macht sie für die Medizin besonders interessant. Denn bisher unheilbare Krankheiten könnten mithilfe dieser Zellen vielleicht doch eines Tages geheilt werden. Wissenschaftler forschen zum Beispiel daran, ob sich das abgestorbene Hirngewebe bei Parkinson-Kranken durch umgewandelte Stammzellen ersetzen lässt. Oder ob Blinde dank aus den Alleskönnern gewonnener Netzhaut womöglich zu neuer Sehkraft gelangen.
Weil der Einsatz embryonaler Stammzellen zu solchen Zwecken umstritten ist, experimentieren Forscher zunehmend mit sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen. Dabei werden Körperzellen von Patienten künstlich in einen Zustand wie im Embryonalstadium zurückversetzt. Um diese Reprogrammierung zu initiieren, müssen die Zellen entweder mit einem Chemiecocktail oder mit mehreren Transkriptionsfaktoren behandelt werden. Dadurch werden bestimmte Gene in den Zellen an- und andere ausgeschaltet. Die Zellen werden wieder zu Stammzellen.
Gene für die Pluripotenz
Künftig könnte die Umwandlung der Zellen noch einfacher gelingen – dank eines Werkzeugs, das derzeit die Gentherapie revolutioniert: die Genschere CRISPR/ Cas9. Mit ihr lassen sich erstmals buchstabengenaue Eingriffe in das Erbgut von fast jedem Organismus vornehmen, DNA-Sequenzen ersetzen und Gene zeitweise an- oder ausschalten. Diese Möglichkeiten machen die Genschere auch für die Generierung von Stammzellen interessant, haben sich Wissenschaftler um Peng Liu von den Gladstone Institutes in San Francisco gedacht – und ihren Ansatz an Hautzellen von Mäusen getestet.