Unsere Sonne wird stetig leichter. Wie groß dieser Massenverlust ist, haben nun Forscher anhand der Bahnveränderungen des Merkur ermittelt. Das Ergebnis: Pro zehn Milliarden Jahre verliert die Sonne knapp ein Zehntel Prozent ihrer Masse. Das klingt nicht viel, reicht aber aus, um die Planetenbahnen um 1,5 Zentimeter pro Jahr und astronomischer Einheit nach außen driften zu lassen, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten.
Der Planet Merkur und seine Bahn halfen schon Albert Einstein dabei, seine Allgemeine Relativitätstheorie zu überprüfen. Denn der Schwerkrafteinfluss unseres Sterns führt – zusammen mit den Einflüssen der restlichen Planeten – dazu, dass der Planet um die Sonne eiert: Seine Perihelien verschieben sich mit jedem Umlauf. Auch die durch ihre Rotation verursachte „Ausbeulung“ der Sonne an ihrem Äquator und ihr schleichender Masseverlust durch Kernfusion und Sonnenwind beeinflussen die Merkurbahn.
Merkur-Sonde als Messhelfer
Wie viel Masse unsere Sonne im Laufe der Zeit verliert, konnte bisher nur mit theoretischen Modellen und Daten der Mondbahn ermittelt werden. Jetzt jedoch ist es Antonio Genova vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) gemeinsam mit NASA-Kollegen gelungen, diesen theoretischen Wert durch Daten der Merkur-Raumsonde MESSENGER zu untermauern und zu präzisieren.
Für ihre Messungen hatten die Forscher Daten der Raumsonde aus der Zeit ausgewertet, in der MESSENGER den Planeten Merkur umkreiste. Die Bahndaten der Sonde aus sieben Jahren ermöglichten es ihnen, selbst kleine Veränderungen im Schwerkraftregime des Planeten und der Sonne zu registrieren. „Merkur ist das perfekte Testobjekt für solche Experimente, weil er so sensibel auf die Gravitation und die Aktivität der Sonne reagiert“, erklärt Genova.