Raumfahrt

„IMAGE“ lebt!

Amateurastronom entdeckt Signale von totgeglaubtem NASA-Magnetosphären-Satellit

Der IMAGE-Satellit kurz vor dem Start. Ab Dezember 2005 galt er als "tot", doch jetzt funkt er wieder. © NASA

Wiederauferstehung nach zwölf Jahren: Ein von der NASA als „tot“ aufgegebener Satellit scheint doch noch zu funktionieren. Ein Amateurastronom hat Funksignale des im Dezember 2005 verstummten IMAGE-Satelliten entdeckt. Inzwischen arbeitet die NASA bereits daran, den Kontakt zu ihm wiederherzustellen. IMAGE gilt als besonders guter Sensor für das Erdmagnetfeld, seine Wiederauferstehung wäre daher auch für die Wissenschaft wertvoll.

Als der NASA-Satellit „Magnetopause-to-Aurora Global Exploration“ (IMAGE) im Jahr 2000 in den Orbit startete, waren die Erwartungen groß. Denn der knapp 500 Kilogramm schwere, mit sechs verschiedenen Teilchendetektoren ausgestattete Satellit sollte das Erdmagnetfeld und dessen Teilchenströme so umfassend abbilden wie es nie zuvor möglich war.

Nach fünf Jahren plötzlich verstummt

„IMAGE ist der erste seiner Art, denn er kann erstmals die meisten geladenen Partikelsysteme im Umfeld der Erde sehen“, konstatierte die NASA. Und IMAGE erfüllte die Erwartungen: Bis zum Dezember 2005 lieferte der in einem elliptischen hohen Erdorbit kreisende Satellit wertvolle Daten zum Weltraumwetter, dem inneren Magnetfeld und den Plasmaströmen rund um unseren Planeten.

Dann aber verstummte IMAGE plötzlich. Alle Versuche der NASA, wieder Kontakt zum Satelliten aufzunehmen, scheiterten. Nach Analysen der möglichen Ursachen für das Versagen gingen die Ingenieure davon aus, dass ein Ausfall im Kontrollgerät für die Stromversorgung des Transponders dafür verantwortlich war. Ihr Fazit: „Es ist unwahrscheinlich, dass IMAGE wieder reaktiviert werden kann.“

Dieses Südpolarlicht hat IMAGE aufgenommen. © NASA

Überraschendes Signal

Doch die NASA irrte: Vor wenigen Tagen hat der Amateurastronom Scott Tilley ein überraschendes Signal aufgefangen: Statt des US-Spionagesatelliten, den er eigentlich aufspüren wollte, registrierte der Funksignale eines andere Satelliten: „Ich bemerkte bei 2.275,905 Megahertz eine Kurve, die zu einem Satelliten im hohen Erdorbit passte“, berichtet Tilley in seinem Blog.

Weitere Messungen und Recherchen bestätigten dann: Diese Signale müssen vom totgeglaubten IMAGE-Satelliten stammen. Tilley verständigte James Burch, den ehemaligen wissenschaftlichen Leiter der IMAGE-Mission. Inzwischen haben auch NASA-Forscher vom Goddard Space Science Center (GSFC) nach den Signalen des totgeglaubten Satelliten gesucht – mit Erfolg.

Neustart im Erdschatten?

Zurzeit versucht das NASA-Team, mit Hilfe des Deep Space Netzwerk von Radioteleskopen, Kontakt zum IMAGE-Satelliten aufzunehmen. „Wir warten quasi mit angehaltenem Atem darauf, ob es zu einem Datenaustausch zwischen IMAGE und Erde kommt“, berichtet Patricia Reiff von der Rice University in Texas. Das Team hält es durchaus für möglich, dass der Satellit wieder einsatzfähig sein könnte – falls die Kontaktaufnahme gelingt.

Noch ist unklar, wie und warum der vermeintlich tote Satellit wieder zum Leben erwacht ist. Die Forscher vermuten aber, dass ein längerer Flug auf der Nachtseite der Erde dabei geholfen haben könnte. Denn ohne direktes Sonnenlicht auf den Sonnensegeln hätten sich die Batterien der Sonde schnell geleert. Dieser Energieverlust könnte dann bei erneutem Flug ins Sonnenlicht zu einem Neustart der Systeme geführt haben – und zu einer Beseitigung der Fehlfunktion.

(Scott Tilley, Science, NASA, 29.01.2018 – NPO)

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