Zeugen der Geburt: Zum ersten Mal haben Forscher beobachtet, wie einer der skurrilen Dumbo-Oktopusse aus dem Ei schlüpft. Sie sahen so erstmals, wie die Babys dieser seltenen Tiefsee-Kopffüßer aussehen. Die Dumbo-Oktopusse schlüpfen demnach nicht als Larven wie viele andere Kopffüßer, sondern sind bereits direkt nach dem Schlupf kleine Kopien der ausgewachsenen Tiere. Sie können sofort Beute jagen, ihre Umwelt sehen und mit ihren ohrenähnlichen Flossen schwimmen, wie die Forscher im Fachmagazin „Current Biology“ berichten.
Dumbo-Oktopusse (Grimpoteuthis) sind ebenso skurril wie selten: Die Kopffüßer mit den auffallenden „Segelohren“ am Kopf leben in Wassertiefen von 3.000 bis 4.000 Metern und gehören damit zu den am tiefsten lebenden Oktopussen überhaupt. Meist knapp über dem Meeresboden dahinschwimmend, jagen die Dumbo-Oktopusse nach Krebsen, Muscheln und Meereswürmern. Die ersten Exemplare dieser Kopffüßer haben Biologen erst vor wenigen Jahren im Rahmen des Census of Marine Life entdeckt. Auch einige am Meeresgrund abgelegte Eikapseln dieser Oktopusse wurden bereits gefunden.
Larve oder „Nestflüchter“
Unbekannt aber war bisher, wie die frisch geschlüpften Jungtiere der Dumbo-Oktopusse aussehen. Bei vielen Kopffüßern schlüpfen die Jungtiere als Larven aus dem Ei, die anders aussehen und anders leben als die erwachsenen Stadien. Bei anderen Arten sind die Jungtiere „Nestflüchter“ und schlüpfen bereits als vollentwickelte Kopien der Eltern aus dem Ei. Zu welcher Gruppe die Dumbo-Oktopusse gehören, war jedoch unklar.
Jetzt ist ein glücklicher Zufall den Biologen zu Hilfe gekommen. Bei einer Expedition im Nordwest-Atlantik fanden Elizabeth Shea vom Delaware Museum of Natural History und ihre Kollegen auch eine Oktopus-Eikapsel am Meeresgrund. Mit einem ferngesteuerten Tauchroboter holten sie die Kapsel aus knapp 2.000 Metern Tiefe an Bord ihres Forschungsschiffs. Als die Forscher diese Eikapsel in einem Eimer mit Meerwasser legten und ihn gerade ins Labor bringen wollten, geschah es: