Widerspruch zur Theorie: Schon Leonardo da Vinci postulierte, dass die Reibung linear mit dem Andruck und der Kontaktfläche zunimmt. Doch jetzt belegt ein Experiment: Da Vinci hatte nur zum Teil recht. Denn die Reibungskraft ist zwar proportional zur realen Kontaktfläche, aber nicht zum Druck. Bestehende Theorien der physikalischen Reibung müssen damit überarbeitet werden.
Reibung ist für ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs auf dieser Welt verantwortlich. Deswegen wollen Forscher schon lange verstehen, wovon die Reibung abhängt und wie sie reduziert werden kann. Bereits Leonardo da Vinci wusste, dass die Reibung proportional zum Druck ist. Das heißt: Werden zwei sich bewegende Oberflächen zweimal so stark gegeneinander gedrückt, verdoppelt sich auch die Reibung. Doch dieses Schulwissen steht jetzt auf dem Prüfstand.
Fluoreszenz macht Druck sichtbar
Um die Reibung zu verstehen, muss man ganz genau hinschauen. Denn Oberflächen sind nie vollkommen glatt. Selbst augenscheinlich glatte Flächen sehen auf mikroskopischer Ebene aus wie Mondlandschaften, übersät mit winzigen Hügeln und Kratern. Wissenschaftler um Bart Weber von der University of Amsterdam haben nun eine Technik entwickelt, um diese Hügel besser sichtbar zu machen. So haben sie da Vincis Gesetz genauer unter die Lupe genommen.

Um Reibung im Detail zu untersuchen, haben die Forscher in ihren Experimenten zwei Oberflächen gegeneinander gedrückt: Eine glatte Glasfläche und eine raue, kugelförmige Sphäre. Das Glas beschichteten sie mit Molekülen, die – wenn unter Druck gesetzt – fluoreszierten. Unter dem Mikroskop konnten die Forscher dann ganz genau kartieren, wo die Hügelspitzen der rauen Sphäre das Glas berührten und wie der Kontakt sich änderte, wenn sie mehr Druck ausübten.