Hormonähnliche Wirkung: Bestimmte Bestandteile von ätherischen Ölen stören offenbar den Hormonhaushalt. Versuche an menschlichen Zellen zeigen: Die unter anderem in Lavendel- und Teebaumöl enthaltenen Stoffe wirken wie das weibliche Sexualhormon Östrogen und hemmen die Aktivität von Androgenen wie Testosteron. Dies könnte bei Jungen unter anderem zu einem vermehrten Brustwachstum führen, wie Forscher berichten.
Lavendel und Teebaum gehören zu den vielen Pflanzen, die dank ätherischer Öle einen charakteristischen Duft verströmen. Doch die Gemische aus den leicht flüchtigen Pflanzeninhaltsstoffen riechen nicht nur gut. Ihnen werden seit jeher auch zahlreiche positive Wirkungen nachgesagt. So soll Lavendelöl beispielsweise beruhigend wirken und Teebaumöl gegen Warzen, Pickel und Entzündungen helfen.
Aus diesem Grund sind die Öle in zahlreichen medizinischen und kosmetischen Produkten enthalten – von Seifen, über Gesichtscremes bis hin zu Parfums. Zudem werden sie auch gerne pur verwendet, sei es als Raumduft oder „sanfte“ Medizin bei Alltags-Wehwehchen. „Die Öle gelten als harmlos, doch sie sollten mit Vorsicht verwendet werden“, sagt Tyler Ramsey von den National Institutes of Health in Bethesda.
Brustwachstum durch Ölkontakt?
Denn: Bestimmte Bestandteile der Öle scheinen unerwünschte Nebenwirkungen entfalten und unter anderem den Hormonhaushalt stören zu können. So deuten Beobachtungen darauf hin, dass der vermehrte Kontakt zu Lavendel- und Teebaumöl bei Jungen vor der Pubertät zu anormalem Brustwachstum, einer sogenannten Gynäkomastie, führen kann. Vermeiden die Heranwachsenden die Öle, verschwindet dieses Phänomen wieder.
Ramsey und seine Kollegen haben die mutmaßlich hormonähnliche Wirkung der Öle nun genauer untersucht. Bei ersten Versuchen stellten sie fest, dass die Substanzen ähnlich wie das weibliche Sexualhormon Östrogen wirken und die Aktivität von Androgenen wie Testosteron hemmen können. Doch welche Komponenten sind für diesen Effekt verantwortlich?
„Potenzielles Risiko“
Um das herauszufinden, untersuchten die Wissenschaftler insgesamt acht einzelne Bestandteile beider Öle – darunter Eucalyptol und das Terpen Limonen. Im Versuch gaben sie die Stoffe auf menschliche Krebszellen und beobachteten, wie sich diese auf die Östrogen- und Androgenrezeptoren der Zellen und Prozesse wie die Transkription auswirkten.
Das Ergebnis: Sämtliche Stoffe zeigten unterschiedliche Östrogen-ähnliche oder anti-androgene Eigenschaften, wobei manche in diesem Zusammenhang stark und andere dagegen nur wenig aktiv waren. Die Veränderungen, die die Forscher an den Zellen bemerkten, passten demnach zu den körperlichen Bedingungen, die bei vorpubertären Jungen unter anderem eine Gynäkomastie fördern könnten.
„Unsere Ergebnisse belegen, dass Lavendel- und Teebaumöl potenzielle Gesundheitsrisiken bergen und weiter untersucht werden sollten“, konstatiert Ramsey. Bedenklich dabei: Die von dem Team untersuchten Stoffe kommen nicht nur in den Ölen von Lavendel und Teebaum vor. Etliche dieser Chemikalien sind in mindestens 65 weiteren ätherischen Ölen enthalten. (The Endocrine Society’s 100th Annual Meeting & Expo, 2018)
(The Endocrine Society, 19.03.2018 – DAL)