Stellarer Störer: Vor rund 70.000 Jahren streifte ein fremder Stern den Außenrand unseres Sonnensystems. Wie Astronomen nun festgestellt haben, hat diese stellare Passage Spuren hinterlassen: Die Flugbahnen einiger Kometen und Eisbrocken aus den Außenbezirken unseres Sonnensystems sind bis heute von diesem „Eindringling“ geprägt. Obwohl der störende Stern eine sehr geringe Masse hatte, reichte sie offenbar aus, um einige Objekte in der Oort’schen Wolke aus ihre Bahn zu werfen.
Heute liegt der nächste Nachbarstern rund vier Lichtjahre von der Sonne entfernt – ein bequemer Sicherheitsabstand. Doch das war nicht immer so: Im Laufe der Sonnensystem-Geschichte hat es auch immer wieder nahe Passagen fremder Sterne gegeben. Kam der Stern dabei nahe genug, könnte sein Schwerkrafteinfluss sogar die Flugbahnen von Objekten im Außenbereich des Sonnensystems verändert haben. Gängiger Theorie nach könnten einige langperiodische Kometen ihre Flugbahn solchen Passagen verdanken.
Nahe Begegnung vor 70.000 Jahren
Doch gab es tatsächlich Sternenpassagen, die nah genug waren, um die Himmelskörper im Sonnensystem zu stören? Lange blieb dies unklar. 2015 jedoch entdeckten Astronomen Indizien für die bisher nächste Annäherung eines Sterns: Vor 70.000 Jahren kam der Doppelstern WISE J072003.20-084651.2, auch „Scholz‘ Stern“ genannt bis auf weniger als ein Lichtjahr an die Sonne heran.
Dieses Doppelsternsystem besteht aus einem Roten Zwerg, der von einem Braunen Zwerg umkreist wird. Dieses Sternsystem ist eher lichtschwach und war daher bei seiner nahen Passage vermutlich nicht dauerhaft am Nachthimmel sichtbar. Weil der Rote Zwerg aber immer wieder heftige Ausbrüche durchlebte, könnten unsere Vorfahren und die Neandertaler stundenweise einen rötlichen Lichtpunkt am Himmel gesehen haben.