Gesangliche Virtuosen: Komplexe Gesänge verbinden wir typischerweise mit Buckelwalen – doch auch Grönlandwale verfügen über beeindruckende Sangeskünste. Tonaufnahmen zeigen: Der Gesang dieser Arktisbewohner ist nicht nur komplex, ihr Repertoire ist zudem erstaunlich vielfältig. Demnach erfinden die Wale immer wieder neue Stücke und wiederholen alte Songs nur selten. Warum die Tiere ihre Lieder ständig ändern, ist allerdings noch unklar.
Wale kommunizieren mit teilweise komplexen Lauten: Delfine und Orcas verständigen sich über ein vielfältiges vokales Repertoire und können sogar neue Dialekte lernen. Vor allem die Buckelwale aber sind für ihre weithin hörbaren Gesänge bekannt. Die charakteristischen langgezogenen Töne und Strophen werden vom Wasser effektiv übertragen – und klingen jedes Jahr etwas anders. Denn im Frühling nimmt jede Buckelwalpopulation ein neues Lied in ihr Programm auf.
Doch es gibt noch eine zweite Walart, die über beeindruckende Gesangskünste verfügt: den Grönlandwal. Die Arktisbewohner kommunizieren wie ihre buckligen Verwandten über komplexe Lieder. Ihr Gesang ist bisher allerdings kaum erforscht worden. Das liegt unter anderem daran, dass die Meeressäuger einst an den Rand des Aussterbens gebracht wurden und heute extrem selten sind.
183 unterschiedliche Lieder
Kate Stafford von der University of Washington in Seattle und ihre Kollegen haben die langlebigen Wale nun zum ersten Mal systematisch belauscht. Mithilfe von Hydrophonen nahmen sie die Gesänge einer in der Framstraße bei Spitzbergen im Nordwestatlantik heimischen Population auf. Ihre Aufzeichnungen aus dem Zeitraum von 2010 bis 2014 offenbaren Überraschendes: Grönlandwale scheinen Meister der Komposition und der Improvisation zu sein.