Operation unnötig: Bei einem entzündeten Blinddarm muss nicht immer gleich operiert werden – gerade bei Kindern reichen oft auch Antibiotika, wie Mediziner auf einem Kongress berichten. Den Kindern bleiben dadurch oft Narkose und Operation erspart, sie werden erst dann nötig, wenn die Medikamente nicht wirken. Ein weiterer Vorteil: Unnötige OPs durch Fehldiagnosen gehen auf ein Minimum zurück.
Etwa jeder zehnte Deutsche hat seit seiner Kindheit eine kleine Narbe über der rechten Hüfte – eine Blinddarmnarbe. Die Appendektomie gehört zu den häufigsten Operationen überhaupt, in Deutschland wird sie jedes Jahr über 100.000 Mal durchgeführt. Wenn der Wurmfortsatz anschwillt, kann sich die Entzündung auf die gesamte Bauchhöhle ausbreiten, was auch heute noch ein lebensgefährliches Risiko darstellt. Lange Zeit rieten die Chirurgen deshalb beim kleinsten Verdacht auf eine Blinddarmentzündung auch bei Kindern unmittelbar zur Operation.
Antibiotika statt Operation
Doch das hat sich geändert: Heute greifen Ärzte nicht mehr sofort zum Messer, selbst bei einer bereits fortgeschrittenen Appendizitis setzen viele Mediziner stattdessen erst einmal Antibiotika ein. „Dies geschieht mit dem Ziel, solche schweren Komplikationen zu vermeiden sowie eine Operation sicherer zu machen und eventuell sogar verhindern zu können“, erklärt Jörg Fuchs, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.
Der große Vorteil: Den Kindern bleibt eine Narkose und eine – wenn auch relativ einfache – Operation erspart. Mittlerweile haben mehrere Studien gezeigt, dass eine Antibiotika-Behandlung bei Kindern mit Blinddarmentzündung sicher und effektiv ist. Die Konsequenz: Weltweit diskutieren Kinderchirurgen über die Vor- und Nachteile der Antibiotikabehandlung bei akuter Blinddarmentzündung.