Neurobiologie

Geheimnis des „Nachdursts“ entschlüsselt

Bei Alkoholkonsum ausgeschüttetes Leberhormon stimuliert unser Durstzentrum

Der berühmte Nachdurst: Haben wir viel Alkohol getrunken, überkommt uns danach häufig das Verlangen nach Wasser. © Laflor/ iStock.com

Warum macht Alkohol durstig? Forscher haben herausgefunden, dass für diesen Effekt ein bestimmtes Leberhormon verantwortlich ist. Dieser als Folge von Alkoholgenuss ausgeschüttete Botenstoff stimuliert das Durstzentrum im Gehirn – das daraufhin Alarm schlägt. Auf diese Weise beugt der Körper einer Dehydration vor, die durch den harntreibenden Effekt von Bier, Wein und Co drohen kann.

Unser Körper braucht viel Flüssigkeit – kein Wunder, bestehen wir doch zu einem großen Teil aus Wasser. Droht der Flüssigkeitsgehalt aus dem Gleichgewicht zu geraten, erhalten wir deshalb ein unmissverständliches Signal: Durst. Dieses Gefühl motiviert uns zu trinken und stellt auf diese Weise sicher, dass der Organismus funktionsfähig bleibt.

Ausgelöst wird diese Reaktion durch spezielle Messfühler im Durstzentrum unseres Gehirns. Sie werten kontinuierlich eingehende Informationen aus und schlagen bei drohendem Wassermangel Alarm. Dabei analysieren sie nicht nur, ob und wie viel Flüssigkeit wir unserem Körper zuführen – sondern auch, um welche Flüssigkeit es sich handelt. Aus diesem Grund löscht der Genuss von Mineralwasser unseren Durst nachhaltig. Trinken wir Wein oder Bier, steigt das Trinkbedürfnis dagegen eher noch.

Botenstoff im Visier

Dieses Phänomen kennt wohl jeder, der schon einmal größere Mengen Alkohol konsumiert hat. Doch wie kommt der durstmachende Effekt des Alkohols genau zustande? Steven Kliewer vom University of Texas Southwestern Medical Center in Dallas und seine Kollegen sind dieser Frage nun nachgegangen.

Die Wissenschaftler hatten beobachtet, dass der Genuss von Alkohol bei Mäusen die Produktion eines bestimmten Hormons namens FGF21 in der Leber ankurbelt. Könnte dieses Hormon mit der Entstehung des Durstgefühls zusammenhängen? Um dies zu klären, untersuchte das Team zwei Gruppen von Mäusen: „normale“ Nager und genetisch veränderte Mäuse, die den fraglichen Leber-Botenstoff nicht produzieren konnten.

Verstärktes Trinkbedürfnis

Es zeigte sich: Unter normaler Ernährung tranken alle Tiere ungefähr gleich viel Wasser. Bekamen die Mäuse dagegen Futter, das sich im Körper ähnlich auf den Nährstoffhaushalt auswirkte wie Alkohol, offenbarte sich ein deutlicher Unterschied. Während die Nager aus der Kontrollgruppe als Reaktion auf diese Nahrung mehr tranken, veränderte sich die Flüssigkeitsaufnahme bei den genetisch veränderten Mäusen nicht.

Wie die Forscher berichten, stimuliert die Ausschüttung von FGF21 das Durstzentrum im Hypothalamus des Gehirns der Tiere – und beugt somit einer drohenden Dehydration vor, die durch den harntreibenden Effekt von Alkohol zustande kommen kann. Gleichzeitig wird dabei offenbar die Lust, weiter Alkohol zu trinken, unterdrückt.

Möglicher Therapieansatz

Bei Menschen scheint die Durstregulation ganz ähnlich zu funktionieren. So offenbarten weitere Experimente: Auch bei menschlichen Probanden stieg die Konzentration des Leberhormons an, nachdem diese ein Mixgetränk aus Alkohol und Saft getrunken hatten. Demnach erreichte das FGF21-Level seinen höchsten Wert nach zwei Stunden, um dann langsam wieder abzufallen. Der Genuss puren Safts löste dagegen keine Ausschüttung des Botenstoffs aus.

Für die Wissenschaftler bieten diese Erkenntnisse nicht nur einen interessanten Einblick in die Regulation des Durstgefühls. Womöglich öffnen sie sogar den Weg für neue Therapien. „Vielleicht könnte FGF21 eines Tages als Medikament genutzt werden, um übermäßigem Alkoholkonsum und seinen Folgen vorzubeugen“, sagt Kliewers Kollege David Mangelsdorf. (Cell Metabolism, 2018)

(UT Southwestern Medical Center, 16.04.2018 – DAL)

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