Geheimnisvolle Sterngeburt: Sterne entstehen vorwiegend in dichten Clustern – diese bisher gültige Annahme könnte sich als falsch erweisen, wie Astronomen nun berichten. Sie haben mithilfe von Daten des Gaia-Satelliten Ansammlungen von jungen Sternen untersucht und dabei keine Anzeichen für eine Expansion gefunden. Gerade die wäre aber typisch für eine Sterngeburt im Cluster. Die Sterne können demnach nicht als dichter Sternhaufen entstanden sein – und widersprechen damit dem gängigen Modell.
Schon 180 Millionen Jahre nach dem Urknall leuchteten im Universum die ersten Sterne. Die Himmelskörper sind ein fundamentaler Bestandteil unseres Kosmos – und Teil eines immerwährenden Kreislaufs: Sie werden geboren und vergehen wieder. Doch wie entstehen Sterne? Astronomen gehen davon aus, dass die Himmelskörper vorwiegend in relativ dicht gepackten Sternhaufen geboren werden, sogenannten Clustern.
Jede Ansammlung von jungen Sternen, die heute beobachtet werden kann, muss demnach ihren Ursprung in einem oder auch mehreren deutlich dichteren Sternhaufen gehabt haben. Im Anschluss an die Geburt der Sterne haben diese Cluster das verbleibende molekulare Gas ausgestoßen und konnten aufgrund des Verlusts an gravitativ bindender Masse expandieren. Auf diese Weise müssten sich die heute weniger dichten Ansammlungen von Sternen gebildet haben – und sie müssten noch viele Millionen Jahre lang deutliche Zeichen einer starken Expansion zeigen.
Keine Ausdehnung
Jacob Ward von der Universität Heidelberg und sein Kollege haben nun allerdings Hinweise darauf gefunden, dass der „Geburtsvorgang“ bei Sternen möglicherweise doch anders vonstatten gehen könnte. Die Astronomen nutzten Daten aus der Gaia-Mission, um mehr über die Bedingungen der Sternentstehung zu erfahren. Das Weltraumobservatorium der ESA vermisst die dreidimensionalen Positionen und Bewegungen der Sterne in der Milchstraße in bisher nie erreichter Genauigkeit.