Auf frischer Tat ertappt: Forscher haben erstmals nachgewiesen, wo die Energie aus der Kollisionszone von Sonnenwind und Erdmagnetfeld bleibt – und damit eines der Rätsel unserer Magnetosphäre gelöst. Demnach findet in der Grenzzone des Magnetfelds eine bisher unbekannte Art der Rekonnexion statt – ein explosiver Kontakt zwischen zwei Magnetfeldlinien. Dabei entstehen Fontänen schneller Elektronen, die die Energie in All ableiten, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Das Magnetfeld der Erde schirmt uns vor den energiereichen Teilchen ab, die ständig von der Sonne und aus den Tiefen des Alls einströmen. Dieses Bombardement ist nicht nur für prächtige Polarlichter verantwortlich, es bleibt auch für den magnetischen Schutzschild nicht ohne Folgen: Die Kollision von Magnetosphäre und Sonnenwind erzeugt eine extrem turbulente Zone verknäulter Felder an der sonnenzugewandten Grenze des Magnetfelds. Mit jedem Sonnensturm lädt sich diese Zone mehr Energie auf.
Wohin verschwindet die Energie?
Doch diese Energie verflüchtigt sich schnell wieder – nur wohin und auf welche Weise dies geschieht, war bisher rätselhaft. Von der ruhigeren Nachtseite der Erde kennen Planetenforscher einen dafür geeigneten Mechanismus – die sogenannte Rekonnexion. Dabei berühren sich Feldlinien im irdischen Magnetschweif und es kommt zu einem explosiven Austausch von Ladungen. Gleichzeitig entstehen heiße Fontänen von schnellen Ionen, die als Plasma-Jet weit ins All hinausschießen – und so die Energie des Feldes abführen.
In der Turbulenzzone der Magnetosphäre jedoch scheint diese Form der Rekonnexion nicht vorzukommen – sie wurde noch nie nachgewiesen. Weil die Magnetfelder dort komplexe Strukturen aus vielen dünnen Schichten bilden, wären Kontakte von Feldlinien zudem sehr kleinräumig und schwer zu detektieren. „Die Auflösung bisheriger Messonden war nicht hoch genug, um Rekonnexionen in diesen dünnen Magnetfeldschichten zu erfassen“, erklärt Erstautor Tai Phan von University of California in Berkeley.