Geschickt taktiert: Biologen haben einen weiteren Beleg für die hohe soziale Intelligenz von Raben gefunden. Denn die Vögel können bei einem Streit mit Artgenossen sehr genau abschätzen, ob sich ein Hilferuf lohnt. Sind ihre Verwandten oder Partner im Publikum, rufen sie diese herbei. Sind vorwiegend Verbündete des Angreifers präsent, lassen sie dies. Das demonstriere das komplexe Sozialsystem dieser Krähenvögel und ihre erstaunlich fortgeschrittenen sozialen Taktiken, so die Forscher.
Raben sind äußerst intelligente Vögel: Sie können zählen, Werkzeuge nutzen und sogar vorausschauend planen. Noch ausgeprägter aber ist ihre soziale Intelligenz. Die in komplexen, sich ständig verändernden Verbänden lebenden Krähenvögel wissen sehr genau, wer welchen sozialen Rang bekleidet und mit wem sich eine Teamarbeitlohnt.
Ruf nach Unterstützung
Einen weiteren Beleg für die soziale Intelligenz der Raben haben nun Georgine Szipl von der Universität Wien und ihre Kollegen aufgedeckt. Für ihre Studie hatten sie die Kommunikation freilebender Kolkraben an einer Futterstelle beobachtet. Dort kommt es häufig zu lautstarken Kämpfen um die Nahrung. „Während dieser Kämpfe nutzen sowohl Angreifer als auch Verteidiger ihren Schnabel und die Klauen zum Angriff“, berichten die Forscher.
Wenn Raben bei diesen Konflikten von dominanten oder höherrangigen Artgenossen angegriffen werden, äußern die bedrängten Opfer häufig Defensivrufe. Diese sollen die Aufmerksamkeit von Artgenossen wecken und sozusagen ihre „Verbündeten“ mobilisieren – was häufig funktioniert: „Opfer der Aggression erhalten häufiger soziale Unterstützung durch andere, wenn sie rufen“, erklären Szipl und ihre Kollegen.