Bisherige Mikrolaser arbeiteten daher entweder nur in Pulsen oder benötigten so viel Aktivierungsenergie, dass lebendes Gewebe in ihrem Umfeld zerstört würde.

Eine der beschichteten Mikrokugeln unter dem Elektronenmikroskop. Rechts: Querschnitt der Nanopartikelhülle. © Angel Fernandez-Bravo/ Berkeley Lab
Zufallsentdeckung in Nanolabor
Doch nun ist es Fernandez-Bravo und seinem Team gelungen, dieses Problem zu umgehen. Entdeckt haben sie dies durch einen glücklichen Zufall: Die Forscher experimentierten mit transparenten Polymerkügelchen, die eigentlich als Kontrastmittel für Hirnscans optimiert werden sollten. Dafür beschichteten sie die fünf Mikrometer kleinen Kügelchen mit Nanopartikeln aus Natrium-Yttrium-Fluorid, die mit dem Lanthanoid Thulium dotiert waren.
Als die Forscher die beschichteten Kügelchen nun mit Infrarot-Laserlicht bestrahlten, stellten sie Überraschendes fest: Die durch die Bestrahlung angeregten Kugeln gaben nicht nur Infrarotstrahlung ab, sondern auch kürzerwelliges, blaues Licht – und dies kohärent und mit hoher Intensität. Die Bestrahlung hatte die Mikrokügelchen offenbar zu winzigen Lasern gemacht, die noch dazu mit erstaunlich geringen Aktivierungsenergien funktionierten.
Hochgetunt und verstärkt
Das Geheimnis dieser Mikrolaser ist die Kombination aus den durchsichtigen Kügelchen und ihrer Nanopartikel-Hülle. Wenn das anregende Infrarotlicht auf die Hülle trifft, regt es die Thulium-dotierten Nanopartikel an. Diese geben daraufhin ihrerseits Strahlung ab, die aber eine kürzere Wellenlänge hat. Diese „Upconversion“ wandelt Infrarotlicht der Wellenlänge 1.064 Nanometer in Photonen mit 800 und mit 450 Nanometern Wellenlänge um, wie die Forscher erklären.

Wird die Mikrokugel von Infrarotlicht getroffen, zirkulieren die Photonen im Inneren, bis sie als Laserlciht austreten. Rechts: Simulation des optischen Felds im Inneren. © Angel Fernandez-Bravo/ Berkeley Lab, Kaiyuan Yao
Nun folgt der entscheidende Schritt: Die von der Nanopartikelhülle abgegebenen Photonen dringen in das durchsichtige Innere der Polymerkügelchen ein, kommen aber zunächst nicht wieder heraus: Sie werden immer wieder an der Innenwand des Kügelchens reflektiert und reichern sich so an – das Licht wird verstärkt. Die Forscher vergleichen diesen Effekt mit den schallverstärkenden „Flüstergalerien“ in manchen historischen Gebäuden.
Überschreitet dieser photonische „Flüstergalerie-Effekt“ in den Kügelchen eine bestimmte Schwelle, kommt es zur stimulierten Emission: Aus den Kügelchen tritt Laserlicht aus.
Funktionieren sogar in Blut
Das Besondere daran: Die kugeligen Mikrolaser strahlen nicht in Pulsen, sondern kontinuierlich und mehr als Stunden lang. „Die meisten anderen Nanopartikel-basierten Laser heizen sich schnell auf und halten nur Minuten“, berichtet Koautor James Schuck vom Berkeley Lab. „Unsere Laser dagegen bleiben an.“ Zudem benötigt der Kügelchen-Laser nur eine Anregungsenergie von 14 Kilowatt pro Quadratzentimeter. Das sei weniger als je zuvor bei einem Nanopartikel-Laser dokumentiert, so die Forscher.
Und noch einen großen Vorteil haben die neuen Mikrolaser: Sie funktionieren sogar in lebendem Gewebe. „Wir haben die Kügelchen in Blutserum getaucht, wodurch sie mit Proteinen überzogen wurden“, berichtet Schucks Kollege Bruce Cohen. Diese stabilisierten die Nanopartikelhülle und ermöglichten die Laseremission sogar in Wasser und Zellflüssigkeit, wie Experimente ergaben.
Anwendungen in Medizin und Computertechnik
Nach Ansicht der Wissenschaftler könnten ihre Mikrolaser neue Anwendungen in Medizin und Bioforschung eröffnen. „Ihre einfache Herstellung und Lagerung, kombiniert mit ihrer Fähigkeit, auch in biologischen Medien und Flüssigkeiten stundenlang zu funktionieren, erlaubt ihren Einsatz bei der in vivo Bildgebung, als Sensoren und für optogenetische Forschungen“, so die Forscher. Auch in Computerchips könnten sich diese neuen Mikrolaser integrieren lassen. (Nature Nanotechnology, 2018; doi: 10.1038/s41565-018-0161-8)
(DOE/Lawrence Berkeley National Laboratory, 19.06.2018 – NPO)
19. Juni 2018