Medizin

Mehr Krebs bei Flugbegleitern

Strahlung, Schichtdienst und andere Belastungen könnten die Ursachen sein

Wer als Flugbegleiter arbeitet, hat ein deutlich höheres Krebsrisiko, wie eine US-Studie bestätigt. © spooh/ iStock.com

Wer über den Wolken arbeitet, lebt gefährlich. Denn Flugbegleiter erkranken deutlich häufiger an Krebs als die normale Bevölkerung, wie eine US-Studie jetzt bestätigt. Beim weiblichen Kabinenpersonal steigt das Brustkrebsrisiko im Schnitt um die Hälfte, das Risiko für Tumor im Magen-Darm-Trakt verdoppelt sich sogar fast. Ursachen für das höhere Krebsrisiko sind wahrscheinlich vor allem die stärkere Belastung mit kosmischer Strahlung, aber auch Schlafmangel und Schichtdienste, wie die Forscher berichten.

Die Erde schützt ihre Bewohner durch gleich mehrere Schutzschilde vor der harten Weltraumstrahlung – glücklicherweise. Denn die energiereichen Teilchen aus dem All können schwere Zellschäden anrichten und Entartungen, Missbildungen und im schlimmsten Fall sogar den Tod verursachen.

Erhöhte Belastung

Allerdings ist der irdische Strahlenschutzschild nicht völlig dicht: Auf hohen Bergen und auch in der typischen Reiseflughöhe des Luftverkehrs ist die Strahlenbelastung deutlich höher als am Boden. Bereits 2005 ermittelte eine deutsche Erhebung: Das Flugpersonal gehört mit einer durchschnittlichen effektiven Jahresdosis von 1,8 Millisievert zu den am stärksten exponierten Berufsgruppen.

Dass diese erhöhte Strahlenbelastung auch das Krebsrisiko für Flugbegleiter erhöht, wird schon länger vermutet. Studien kamen bisher allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen. Jetzt haben Irina Mordukhovich von der Harvard University und ihr Team dies in einer der bisher größten Studien zu diesem Thema überprüft. Dafür werteten sie die Krankheitsdaten von 5.366 US-Flugbegleitern aus und verglichen sie mit Daten für die Allgemeinbevölkerung.

Deutlich mehr Krebserkrankungen

Das Ergebnis: Bei den Flugbegleitern waren 15 Prozent schon mindestens einmal mit einer Krebserkrankung diagnostiziert worden – deutlich mehr als bei der Vergleichs-Stichprobe aus der allgemeinen Bevölkerung. Diese Häufung galt zudem für alle untersuchten Krebsarten, wie die Forscher berichten. „Das ist auch deshalb erstaunlich, weil es in dieser Beschäftigungsgruppe viel weniger Raucher und Übergewichtige gibt“, sagt Mordukhovich.

Brustkrebs: Aufnahme einer Brust mittels MRI © NCI

Konkret erkrankten 3,4 Prozent der Flugbegleiterinnen an Brustkrebs, bei Frauen allgemein sind es nur 2,3 Prozent. Bei Tumoren des Magen-Darm-Trakts lag die Erkrankungsrate des Kabinenpersonals bei 0,47 Prozent – und damit fast doppelt so hoch wie bei der Allgemeinbevölkerung mit 0,27 Prozent. Ebenfalls fast doppelt so häufig erkrankten die Flugbegleiter am schwarzen Hautkrebs (Melanom) – 1,2 statt 0,69 Prozent. Auch andere Hautkrebsformen kamen häufiger vor.

Ursachen: Nicht nur die Strahlung allein

Als Ursache kommen neben der erhöhten Strahlenbelastung auch andere Faktoren in Frage, wie die Forscher betonen. So leiden Flugbegleiter oft unter Schlafmangel und arbeiten im Schichtdienst. Beides sind Risikofaktoren, die schon länger im Verdacht stehen, das Krebsrisiko zu erhöhen. Wie eine Studie vor kurzem enthüllte, sinkt bei Schichtarbeit der Melatoninspiegel und dies wiederum stört die DNA-Reparatur der Zellen. Werden jedoch DNA-Schäden nicht behoben, kann die Zelle entarten und Krebs entstehen.

„Die Flugbegleiter sind in ihrem Job einer ganzen Reihe von Faktoren ausgesetzt, die Krebs auslösen können, darunter die kosmische Strahlung, die Störung des Tag-Nacht-Rhythmus, aber auch mögliche chemische Verunreinigungen der Flugzeugluft“, sagt Mordukhovich. „Unsere Ergebnisse wecken nun die Frage, was getan werden kann, um die Belastungen der Kabinenbesatzung zu minimieren.“ (BMC Environmental Health, 2018; doi: 10.1186/s12940-018-0396-8)

(BioMed Central, 26.06.2018 – NPO)

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