Mal größer und mal kleiner: Die Größe der Brustwarzen variiert bei Frauen deutlich stärker als bei Männern. Dieses Ergebnis eines wissenschaftlichen Nippel-Vergleichs überrascht Evolutionsbiologen. Denn bisher galt: Körperteile, die eine wichtige Funktion erfüllen, entwickeln sich bedingt durch den Selektionsdruck bei allen Individuen einer Art ähnlich. Anders als sein männliches Pendant erfüllt der weibliche Nippel mit dem Stillen eine solche Aufgabe – und kommt dennoch variantenreicher daher, wie sich nun herausstellt.
In der Evolutionstheorie gilt: Wer am besten angepasst ist, gewinnt. Aus diesem Grund haben sich die Merkmale der meisten Pflanzen und Tiere im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte so verändert, dass sie optimal mit den vorherrschenden Umweltbedingungen zurechtkommen – und ihre Funktion besonders gut erfüllen können. Ein prominentes Beispiel ist der Kolibri-Schnabel, der häufig exakt die Form der von den Vögeln bevorzugt besuchten Blüte aufweist.
Im Gegensatz zu Körperteilen, die konkrete Aufgaben wie etwa die Nahrungsbeschaffung erfüllen, wirkt der Selektionsdruck auf weniger funktionale Merkmale nicht so stark. Einige Wissenschaftler glauben daher: Was bei einer Spezies in allen möglichen Formen und Farben auftritt, erfüllt wahrscheinlich keine wichtige Funktion. Denn sonst wäre dieses Merkmal bedingt durch den Selektionsdruck bei jedem Individuum nahezu gleich gestaltet.
Nippel-Vergleich für die Wissenschaft
Doch stimmt diese Hypothese? Dies haben Ashleigh Kelly von der University of Queensland in Brisbane und ihre Kollegen nun am Beispiel von Brustwarzen untersucht. Diese erfüllen beim Menschen bekanntermaßen vor allem beim weiblichen Geschlecht eine bedeutende Aufgabe: Sie versorgen den Nachwuchs mit Muttermilch. Der männliche Nippel ist dagegen eher ein evolutionsbiologisches Relikt.