Von seinem Lehrer inspiriert? Charles Darwin könnte entscheidende Ideen zu seiner Evolutionstheorie schon während seines Studiums in Edinburgh aufgeschnappt haben. Denn wie sich jetzt herausstellt, hat sein damaliger Geologieprofessor schon im Jahr 1826 einen Schlüsseltext zur Evolutionstheorie veröffentlicht – anonym. Erst jetzt hat eine Analyse mittels künstlicher Intelligenz den wahren Autor dieses wegweisenden Artikels identifiziert.
Der britische Naturforscher Charles Darwin gilt heute als der Vater der Evolutionstheorie. Sein Werk „The Origin of Species“ – zu deutsch „Die Entstehung der Arten“ – legte den Grundstein für so fundamentale biologische Prinzipien wie den Artbegriff, die Selektion und die Entstehung und Weiterentwicklung von Spezies.
Blüte früher Evolutionsideen
Doch Darwin war nicht der erste oder einzige, der damals auf die Idee einer natürlichen Evolution kam. Schon während seiner Studienzeit im schottischen Edinburgh gab es dort Vordenker dieser Theorie. In der Zeit von 1825 bis 1827 erschienen dort sogar gleich mehrere Artikel zu diesem Thema. Historiker gehen deshalb davon aus, dass Darwin bereits in jungen Jahren erste Bekanntschaft mit Überlegungen und Thesen einer evolutionären Entwicklung machte.
„Darwins Denken war fast mit Sicherheit stärker von dieser ersten Welle der britischen Evolutionstheorien beeinflusst, als er später zugab oder erinnerte“, sagt Koen Tanghe von der Universität Gent. Zwei entscheidende Veröffentlichungen zur Evolution wurden 1826 und 1827 veröffentlicht – leider jedoch anonym. „Deswegen wissen wir nicht mit Sicherheit, wer die Autoren einiger der Schlüsselmanifeste dieser Denkrichtung waren“, so Tanghe und sein Kollege Mike Kestemont von der Universität Antwerpen.