Wechsel von Dürre und Sturzfluten? Die verzweigten Flusstäler auf dem Mars sind wahrscheinlich nicht durch Grundwasser oder lange bestehende Flüsse entstanden, sondern durch Starkegen und Sturzfluten. Denn wie eine Vermessung enthüllt, ähneln die Winkel ihrer Verzweigungen verblüffend denen von Flusstälern in irdischen Trockengebieten. Solche Verzweigungswinkel wiederum sind typisch für Flüsse, die sich bei Starkregen füllen, wie Forscher im Fachmagazin „Science Advances“ berichten.
Wie viel Wasser gab es einst auf dem Mars? Über diese Frage streiten Planetenforscher bis heute. Denn einerseits zeugen Spuren alter Seen, verzweigter Flusstäler sowie abgelagerte Tonminerale davon, dass es auf dem Roten Planeten einst Wasser gab – vielleicht sogar einen ganzen Ozean. Andererseits gibt es auch Indizien dafür, dass das Klima selbst vor rund 3,7 Milliarden Jahren zu kalt und die Marsatmosphäre zu dünn war.
Wie aber sind dann die verzweigten Talstrukturen des Mars entstanden, die unseren Flusstälern so ähnlich sind? Solche Erosionsspuren kommen normalerweise zustande, wenn sich Wasser über längere Zeit hinweg seinen Weg bahnt. Theoretisch wäre aber auch denkbar, dass kurzzeitige, dafür umso heftigere Sturzfluten diese verzweigten Talstrukturen geformt haben. Das dafür nötige Wasser könnte beispielsweise bei Vulkanausbrüchen durch geschmolzenes Eis gebildet worden sein.
Flusswinkel verraten Klima
Eine andere mögliche Erklärung liefern nun Hansjörg Seybold von der Universität Zürich und seine Kollegen. Sie haben die Verzweigungswinkel von Flusstälern auf der Erde und auf dem Mars näher untersucht und verglichen. Der Grund: „Eine Studie hat vor Kurzem gezeigt, dass die Winkel solcher Talnetzwerke eng mit dem Klima zusammenhängen – unabhängig von anderen Faktoren wie Einzugsgebiet, Hangneigung oder Größe der Ströme“, berichten die Forscher.