Medizin

Grün tut gut!

Aufenthalt in der Natur wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus

Der Aufenthalt in der Natur tut Körper und Psyche gut. © Antonio Guillem/ iStock.com

Deutlicher Effekt: Wer im Grünen wohnt oder viel Zeit in der Natur verbringt, dem geht es besser. Diesen Zusammenhang bestätigt nun eine große Meta-Analyse. Demnach kann die grüne Umgebung langfristig das Risiko für Erkrankungen wie Diabetes und Herzleiden senken und außerdem den Stresspegel reduzieren. Verantwortlich für diese gesundheitsfördernde Wirkung könnten neben Bewegung und frischer Luft auch bestimmte, von Pflanzen freigesetzte Stoffe sein, wie die Forscher berichten.

Ab nach draußen! Was sich Kinder in der Regel nicht zweimal sagen lassen, nehmen sich Erwachsene viel zu selten zu Herzen. Dabei tut schon ein kleiner Spaziergang im Park richtig gut: Nicht nur die damit verbundene Bewegung, auch das Tageslicht und die grüne Umgebung wirken sich nachweislich positiv auf Körper und Psyche aus.

So hilft die Sonne dem menschlichen Organismus dabei, das lebenswichtige Vitamin D zu produzieren. Außerdem deuten Studien daraufhin, dass das Licht Kurzsichtigkeit vorbeugen kann. Pflanzen wie Bäume scheinen darüber hinaus unser Wohlbefinden zu steigern und mitunter sogar vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Leiden zu schützen – vermutlich, weil sie das Klima und die Luftqualität verbessern.

Wie groß ist der Effekt?

Kurzum: Es gibt eine Reihe von Indizien, die auf den gesundheitsfördernden Einfluss von im Freien und vor allem in der Natur verbrachter Zeit hindeuten. „Doch der langfristige Effekt auf unsere Gesundheit ist bisher noch nicht vollständig verstanden“, sagt Caoimhe Twohig-Bennett von der University of East Anglia in Norwich.

Um dies zu ändern, haben die Forscherin und ihre Kollegen nun über 140 Studien zu dem Thema ausgewertet. Bei den Untersuchungen aus Großbritannien, Spanien, Frankreich, Deutschland, Australien und Japan wurden insgesamt Daten von mehr als 290 Millionen Menschen erhoben. Wie viel Zeit verbrachten diese Probanden in Wäldern und Parks? Wie grün waren die Straßen, in denen sie lebten? Und wie war ihr Gesundheitszustand?

Weniger Diabetes, weniger Stress

Für ihre Meta-Analyse verglichen die Wissenschaftler die Gesundheit von Menschen, die kaum Zugang zu Grünflächen hatten mit jenen, die am meisten damit in Kontakt kamen. Dabei zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang: „Zeit im Grünen zu verbringen und in einer grünen Umgebung zu wohnen, bringt unseren Ergebnissen zufolge eine Reihe von Vorteilen“, berichtet das Team.

Demnach reduzierte sich dadurch unter anderem das Risiko für Typ 2 Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen, Frühgeburten und Schlafstörungen. Doch nicht nur das: Auch auf das Stressniveau der Probanden wirkte sich die Natur auf Dauer positiv aus. „Interessanterweise scheint der regelmäßige Aufenthalt im Grünen die Speichelkonzentration des Stresshormons Cortisol signifikant zu senken“, sagt Twohig-Bennett.

Waldbaden als Therapie

„In Japan ist das sogenannte Waldbaden, bei dem die Teilnehmer im Wald sitzen oder liegen, bereits eine anerkannte Therapieform. Unsere Studie zeigt, dass dies tatsächlich eine gute Idee sein könnte“, konstatiert die Forscherin. Doch wie lassen sich die vielfältigen positiven Effekte auf die Gesundheit erklären?

Neben der frischen Luft und der Bewegung könnten dem Wissenschaftlerteam zufolge auch in der Natur präsente Mikroben eine Rolle spielen. Denn um sich vor Bakterien, Pilzen und Viren zu schützen, setzen Pflanzen bestimmte chemische Abwehrstoffe frei: „Forschungsarbeiten aus Japan legen nahe, dass diese antimikrobiellen Phytonzide womöglich für die gesundheitsfördernde Wirkung des Waldbadens verantwortlich sind“, berichtet Twohig-Bennett.

„Klinisch relevant“

Statt bei Unwohlsein gleich zu Tabletten, Tropfen und Co zu greifen, sollten wir demnach einfach mal einen Ausflug ins Grüne machen, ist Mitautor Andy Jones überzeugt: „Eine gesundheitsfördernde Umgebung wird zunehmend als einflussreicher Faktor erkannt, sowohl bei der Prävention als auch bei der Therapie von Erkrankungen. Unsere Studie zeigt, dass die damit verbundenen Effekte groß genug sind, um klinisch relevant zu sein“, schließt er. (Environmental Research, 2018)

(University of East Anglia, 09.07.2018 – DAL)

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