Ökologie

Vögel futtern Unmengen an Insekten

Globale Vogelgemeinschaft verspeist jedes Jahr 400 bis 500 Millionen Tonnen Käfer und Co

Proteinreiches Futter: Für diesen jungen Haussperling gibt es Käferlarven. © Maurice Baker

Gefräßige Piepmätze: Alle Vögel der Welt zusammen vertilgen jährlich die enorme Menge von 400 bis 500 Millionen Tonnen Insekten. Damit fressen die gefiederten Tiere ähnlich viel wie die gesamte Menschheit pro Jahr an Fleisch und Fisch konsumiert. Nur Spinnen haben einen noch größeren Hunger auf Käfer und Co, wie Forscher berichten. Den Vögeln komme damit eine wichtige Bedeutung in der Schädlingsbekämpfung zu.

Von Beeren, über Obst, bis hin zu Sämereien und Gräsern: Auf dem Speiseplan vieler Vögel steht durchaus vegetarische Kost. Doch hin und wieder muss es auch einmal Fleisch sein – zum Beispiel in Form von Insekten. Fliegen, Käfer, Ameisen und Motten stellen für die gefiederten Tiere eine wichtige Proteinquelle dar. Sie müssen sich besonders während der Brutzeit vor gefräßigen Schnäbeln in Acht nehmen. Denn dann sind die Elternvögel auf der Suche nach energiereicher Nahrung für ihren hungrigen Nachwuchs.

Doch wie viel Beute fangen die über 6.000 insektenfressenden Vogelarten weltweit? Um das herauszufinden, haben Martin Nyffeler von der Universität Basel und seine Kollegen nun Daten aus 103 Vogelstudien ausgewertet. Dabei ermittelten sie die Verbreitung dieser Vögel in sieben Biomen rund um die Welt sowie das von den Tieren durchschnittlich konsumierte Insektenvolumen.

Erwischt: Gemeiner Star mit Libellen im Schnabel © Rolf Nagel

So viel Energie wie New York

Das Ergebnis: Weltweit entspricht die Biomasse aller gefiederten Insektenfresser rund drei Millionen Tonnen. „Die globale Population dieser Vögel verbraucht dabei pro Jahr so viel Energie wie eine Metropole von der Größe New Yorks, das sind ungefähr 2,8 Exajoule“, schreiben die Wissenschaftler. „Um diesen enormen Energiebedarf zu decken, fangen sie Billionen von Insekten und anderen Gliederfüßern.“

400 bis 500 Millionen Tonnen dieser Beutetiere verzehren die Vögel den Hochrechnungen zufolge jedes Jahr. Drei Viertel der Insekten landen demnach in den Schnäbeln von Waldvögeln, während in anderen Ökosystemen entsprechend weniger Fliegen, Käfer und Co gefressen werden. Insgesamt ist die von Vögeln verspeiste Menge ähnlich hoch wie die der weltweiten Spinnengemeinschaft, die jährlich zwischen 400 und 800 Millionen Tonnen Insekten frisst. Auch der Mensch rangiert mit seinem Fleisch- und Fischverzehr in einer vergleichbaren Größenordnung: 400 Millionen Tonnen essen wir circa pro Jahr.

Nur Spinnen fressen mehr Insekten

Ihr Appetit auf Insekten macht die Vögel zu wichtigen Schädlingsbekämpfern, wie die Forscher betonen. Denn nicht selten stehen bei den Piepmätzen potenziell schädliche Beutetiere wie Schmetterlingsraupen oder Käfer auf dem Speiseplan. „Vögel tragen weltweit wesentlich dazu bei, die Zahl jener Insekten niedrig zu halten, die Schäden an Pflanzen anrichten. Damit kommt ihnen eine bedeutende ökologische und ökonomische Rolle zu „, konstatiert Nyffeler.

Mit Ausnahme der Spinnen gebe es keine andere Tiergruppe, die auf globaler Ebene so viel für die Bekämpfung von Schädlingsinsekten tut, betont der Forscher. „Durch Faktoren wie die Intensivierung der Landwirtschaft, den Einsatz von Pestiziden, die Lichtverschmutzung, Entwaldungen und den Klimawandel sind viele Vogelarten jedoch bedroht. Wenn wir dagegen nichts unternehmen, steht zu befürchten, dass wir von den wichtigen Diensten, die diese Tiere leisten, in Zukunft nicht mehr profitieren können“, schließt er. (The Science of Nature, 2018; doi: 10.1007/s00114-018-1571-z)

(Springer Nature/ Universität Basel, 10.07.2018 – DAL)

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