Kalender, Spielstände oder rituelles Muster? In einer Höhle der Schwäbischen Alb haben Forscher eine Mammutrippe entdeckt, die ihnen Rätsel aufgibt. Denn der gut 30.000 Jahre alte Fund trägt Reihen von Ritzungen, die von Steinzeitmenschen stammen müssen. Das Muster der Ritzmarken spricht dafür, dass mit ihnen etwas gezählt wurde – aber was? Noch ist unklar, ob es sich bei diesem Fund um einen Steinzeit-Kalender, um Spielstände oder Notizen zu bestimmten Tätigkeiten handelte.
Die Höhlen der Schwäbischen Alb waren bereits vor 40.000 Jahren wichtige Rückzugsorte für unsere Vorfahren. Davon zeugen einzigartige Funde aus der Altsteinzeit, darunter die Venus vom Hohle Fels, die älteste Menschenfigur der Welt. Aber auch kunstvolle Tierfiguren und Flöten aus Mammutelfenbein oder Vogelknochen wurden in den inzwischen zum UNESCO-Welterbe erklärten Höhlen entdeckt.
Zwei Reihen paralleler Kerben
Jetzt jedoch gibt ein neuer Fund selbst den erfahrene Archäologen Rätsel auf. Nicholas Conard von der Universität Tübingen und sein Team haben in der Hohle Fels-Höhle eine Mammutrippe gefunden, die 30.000 bis 35.000 Jahre alt ist. Das Besondere an ihr: Das rund 44 Zentimeter lange Fundstück ist von Steinzeit-Menschen bearbeitet worden. An der dickeren Kante der Rippe sind zwei Reihen von Markierungen erkennbar.
Die parallelen Ritzspuren bilden zwei Blöcke von einmal 83 und einmal 90 Kerben. An anderer Stelle weist die Rippe weitere 13 schwächere und längere Einschnitte auf, wie die Forscher berichten. Alle Markierungen sind ihren Angaben nach gut erkennbare, saubere Einschnitte, die mit Sicherheit gezielt platziert wurden. Sie unterscheiden sich in Länge und Tiefe und wurden daher wahrscheinlich nicht in einem Durchgang eingeritzt.