Birkenspanner gelten als klassisches Beispiel für die Prinzipien der Evolution. Nun haben Forscher bestätigt, dass die Flügelfärbung dieser Schmetterlinge tatsächlich deren Überleben beeinflusst. Damit liefern sie erstmals einen experimentellen Beweis für einen schon lange postulierten Zusammenhang. Demnach war die natürliche Selektion verantwortlich dafür, dass die Falter im England der industriellen Revolution plötzlich vermehrt dunkle Flügel bekamen. Sie konnten sich so in der verschmutzten Umgebung besser vor Fressfeinden verstecken.
Birkenspanner sind das Paradebeispiel für die Evolution nach dem Prinzip der natürlichen Selektion. Die nachtaktiven Falter ruhen sich tagsüber meist am Stamm von Bäumen aus, wo sie durch ihre weiße, mit dunklen Punkten und Streifen durchzogene Färbung kaum auffallen. Sowohl auf der Rinde von Birken, aber auch auf mit hellen Flechten bewachsenen Stämmen anderer Arten bleiben sie für Fressfeinde unsichtbar. Seltene einfarbig dunkle Mutanten können sich dagegen schlechter tarnen.
Zu Beginn der industriellen Revolution hatten diese Exoten jedoch plötzlich einen Vorteil: Als in England überall Fabrikschlote aus dem Boden zu schießen begannen, setzte sich mehr und mehr Ruß auf der Rinde von Bäumen ab und durch die Luftverschmutzung verschwanden auch viele Flechten. Als Folge gerieten nun die weißen Falter ins Visier hungriger Vögel. Die dunkle Färbung setzte sich zunehmend durch – sie dominierte, bis die Luft wieder sauberer wurde.
Lehrbuchbeispiel auf dem Prüfstand
„Dieser sogenannte Industriemelanismus taucht in fast jedem Biologiebuch als Beispiel für die Mechanismen der Evolution nach Charles Darwin auf“, sagt Martin Stevens von der University of Exeter. „Überraschenderweise hat aber noch niemand in einem kontrollierten Experiment untersucht, wie stark sich die Färbung tatsächlich auf die Überlebenschancen der Birkenspanner auswirkt.“ Genau dies haben der Wissenschaftler und seine Kollegen nun nachgeholt.