Rapider Polwechsel: Das Erdmagnetfeld kann sich offenbar schneller umpolen als bisher gedacht. Vor rund 95.000 Jahren vollzog sich ein solcher Polwechsel innerhalb von nur rund 100 Jahren, wie nun Analysen eines Stalagmiten aus China belegen. Das wecke grundgrundlegende Fragen über das Tempo solcher geomagnetischen Verschiebungen, sagen die Forscher. Sollte sich in naher Zukunft wieder eine solche Polumkehr ereignen, hätte dies dramatische Folgen für die menschliche Gesellschaft.
Droht der Erde ein neuer Polwechsel? Diese Frage wird momentan heiß diskutiert. Denn Messungen zeigen, dass die Feldstärke des Erdmagnetfelds seit 1840 um rund 16 Prozent abgenommen hat. Auch die Achse des Dipolfelds hat sich bereits verschoben und es haben sich regionale Schwächezonen im Magnetfeld gebildet. Weil auch vergangene Umpolungen von einer Abschwächung des Magnetfelds eingeleitet wurden, könnten dies erste Vorboten sein.
Allerdings: Seit der letzten Umpolung vor rund 780.000 Jahren hat es immer wieder ganz ähnliche Schwächephasen gegeben. Doch diese sogenannten Exkursionen führten nicht zu einem dauerhaften Polwechsel – auch wenn sich in ihrem Verlauf manchmal vorübergehend die Polung änderte. Zudem bliebe nach gängiger Lehrmeinung genügend Vorwarnzeit, weil eine echte Polumkehr Jahrtausende benötigt, um sich zu etablieren.
Stalagmit als Zeitzeuge
Doch das ist möglicherweise ein Irrtum, wie jetzt Yu-Min Chou von der National-Universität Taiwan und seine Kollegen herausgefunden haben. Für ihre Studie hatten sie die Magnetisierung eines Stalagmiten aus einer Höhle im Südwesten Chinas analysiert. Weil diese Kalkgebilde in Schichten wachsen, bilden sie eine Art Jahresringe, die eine genaue Datierung ihrer Minerale ermöglichen.