Erleichterung unter Astronomen: Die Theorien zu Neutronenstern-Kollisionen und ihrem Nachglühen scheinen doch zu stimmen. Denn entgegen ersten Beobachtungen entstand nach der Kollision vom Sommer 2017 doch ein ultraschneller Jet aus Teilchen und Strahlung, wie Beobachtungen mit Radioteleskopen belegen. Damit könnten solche Kollisionen und ihre Jets auch die Ursache der kurzen Gammastrahlenausbrüche sein, so die Forscher im Fachmagazin „Nature“.
Als Astronomen im August 2017 erstmals die Gravitationswellen einer Neutronenstern-Kollision einfingen, war dies eine Sensation, gab aber auch Rätsel auf. Denn das Nachglühen dieser kosmischen Katastrophe schien gängigen Szenarien zu widersprechen. Statt eines energiereichen Jets aus ultraschnellen Teilchen und Strahlung erzeugte das GW170817 getaufte Ereignis offenbar nur diffuse, gestreute Strahlung.
Und es gibt ihn doch
Liegt die Theorie demnach falsch? Offenbar nicht, wie nun neue Beobachtungsdaten eines Netzwerks von US-Radioteleskopen enthüllen. Die Teleskope der Very Long Baseline Interferometrie (VLBI) hatten das Radiowellen-Nachglühen 75 und 230 Tage nach der Neutronenstern-Kollision aufgezeichnet. In diesen Daten haben Kunal Mooley vom National Radio Astronomy Observatory (NRAO) und sein Team nun noch einmal nach Indizien für einen Jet gefahndet.
Das Ergebnis: Die Neutronenstern-Kollision hat doch einen schmalen, ultraschnellen Jet produziert. „Basierend auf unseren Analysen ist dieser Jet sehr schmal, maximal fünf Grad breit und er zeigt rund 20 Grad von der Erde weg“, berichtet Koautor Adam Deller von der Swinbourne University of Technology. „Damit hatten wir richtiges Glück, diesen Jet überhaupt zu sehen. Bei einem größeren Winkel wäre die Radiostrahlung zu schwach gewesen, um sie zu detektieren.“