Erstmals quantifiziert: Wir tragen zehnmal mehr Blutstammzellen in unserem Körper als bisher angenommen – dies ist das überraschende Ergebnis einer neuen Analyse. Demnach verfügt ein Erwachsener über 50.000 bis 200.000 dieser für den Nachschub von Blutzellen verantwortlichen Stammzellen. Die für die Schätzung der Zellzahl verwendete Methode könnte künftig auch zu einem besseren Verständnis von Krankheiten wie Leukämie beitragen, berichten die Autoren im Fachmagazin „Nature“.
Das Knochenmark ist für uns überlebenswichtig: Hier werden tagtäglich neue Blutzellen gebildet – beispielsweise rote Blutkörperchen oder bestimmte Abwehrzellen. Dies ist nötig, weil viele Blutzellen nur eine geringe Lebensdauer haben und daher ständig ersetzt werden müssen. Verantwortlich für diesen Nachschub sind die Blutstammzellen. Sie befinden sich in speziellen Nischen des Knochenmarks, können sich selbst vermehren und zu jedem beliebigen Blutzellentyp heranreifen.
Doch obwohl diese Treiber der Blutproduktion so bedeutsam sind und unter anderem auch bei Erkrankungen wie Leukämie eine Rolle spielen, wissen Forscher noch immer erstaunlich wenig über sie. Das fängt bei ganz grundlegenden Fragen an. Zum Beispiel: Über wie viele Blutstammzellen verfügt ein Mensch überhaupt?
Fahndung nach Mutationen
Bisher gab es dazu lediglich Schätzungen, die auf Studien mit Mäusen, Katzen oder Affen beruhten. Wissenschaftler um Henry Lee-Six vom Wellcome Trust Sanger Institute in Hinxton haben die Zahl unserer Blutstammzellen nun erstmal direkt, anhand menschlicher Daten quantifiziert. Dafür analysierten sie das Genom von 140 Stammzellkolonien, die sie von einem gesunden, 59-jährigen Mann gewonnen hatten.