Stellare Drift: Die meisten Sterne in unserer Milchstraße leuchten heute weit von ihrem Geburtsort entfernt – sie sind gewandert. Jetzt haben Astronomen eine Methode entwickelt, mit der sich diese Wanderungen rekonstruieren lassen. Sie zeigt, dass unsere Sonne einst näher am galaktischen Zentrum kreiste – sie hat sich um rund 2.000 Lichtjahre nach außen bewegt. Andere Sterne in ihrer Nachbarschaft haben allerdings viel weitere Reisen hinter sich.
Unsere Milchstraße ist ein ziemlich dynamischer Ort: Sie saugt Gasströme von benachbarten Zwerggalaxien ab und klaut ihnen sogar Sterne. Andere Himmelskörper wurden dafür von ihr „verstoßen„. Und bis heute Sterne wächst unsere Galaxie durch die Bildung neuer Sterne – um 500 Meter pro Sekunde dehnt sie sich aus. Vor rund zehn Milliarden Jahren erlebte die Milchstraße zudem eine gewaltige Kollision, wie Forscher vor Kurzem herausfanden.
Komplexe Strömungen
Das Problem: All diese Ereignisse machen es Astronomen schwer, die Frühgeschichte und den Geburtsort unserer Sonne und anderer Sterne der Milchstraße zu ermitteln. Denn im Prinzip ist zwar bekannt, dass die Sternbildung in unserer Galaxie von innen nach außen fortgeschritten ist. Gleichzeitig aber weiß man, dass die meisten Sterne im Laufe der Zeit von ihrem ursprünglichen Entstehungsort wegdriften. Diese radiale Wanderung im Einzelnen zu rekonstruieren, gilt daher als schwierig.
Jetzt jedoch haben Ivan Minchev vom Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam und sein Team eine Methode gefunden, um die Herkunft von Sternen einfacher zu bestimmen. Für ihre „astronomische Archäologie“ nutzen sie unter anderem die Elementzusammensetzung der Sterne und ihr Alter, um daraus auf den Abstand ihres einstigen Geburtsorts zum galaktischen Zentrum zu schließen. Am Beispiel von rund 600 sonnennahen Sternen und deren spektrometrischen Daten haben die Forscher ihre Methode getestet.