Fataler Effekt: Das umstrittene Pestizid Glyphosat könnte für Bienen schädlicher sein als bisher angenommen. Denn wie ein Experiment enthüllt, beinträchtigt das Herbizid die Darmflora der Honigbienen. Mehrere wichtige Bakterienarten im Darm der Insekten gehen stark zurück – und das macht sie anfälliger gegenüber Infektionen, wie die Studie belegt. Diese indirekte Wirkung könnte erklären, warum das vermeintlich für Insekten harmlose Glyphosat trotzdem das Bienensterben fördert.
Kaum ein anderes Pestizid ist so umstritten wie Glyphosat. Denn das weltweit am häufigsten eingesetzte Herbizid steht im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein und zum Insektenschwund beizutragen. Während die WHO das Mittel im Jahr 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufte, kamen die beiden EU-Behörden ECHA und EFSA zum gegenteiligen Schluss. Ein Versuch, die Verlängerung der EU-Zulassung für das Pestizid zu verhindern, scheiterte im Herbst 2017. Fakt ist jedoch, dass Glyphosat inzwischen längst allgegenwärtig ist: Es findet sich unter anderem in Bier und auch in unserem Urin.
Glyphosat wirkt auf ein Enzym
Jetzt jedoch liefern Erick Motta von der University of Texas und sein Team Indizien dafür, dass Glyphosat entgegen bisherigen Annahmen auch Bienen schaden kann – indirekt, durch ihre Darmflora. Bekannt war bereits, dass Glyphosat das Enzym EPSPS hemmt, das nur in Pflanzen und einigen Bakterien, nicht aber in Tieren vorkommt. Deshalb galt der Unkrautvernichter bislang als für Tiere unschädlich.
Allerdings: „Die Gesundheit der Bienen ist eng mit der Gemeinschaft der Bakterien in ihrem Darm verknüpft“, erklären Motta und seine Kollegen. „Bienen ohne ihre normale Darmflora zeigen eine verringerte Gewichtszunahme, einen veränderten Stoffwechsel, eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheitserreger und eine höhere Sterblichkeit.“ Bisher jedoch war unklar, ob die von acht Bakterienarten dominierte Darmflora der Bienen zu den glyphosatsensiblen Mikroben gehört oder nicht.