Potenzielle Waffe gegen Krankheitserreger: Forscher haben eine ungewöhnliche Alternative zu herkömmlichen Antibiotika entdeckt: Gallium. Das Metall stört den Stoffwechsel von Bakterien und hindert sie auf diese Weise an der Vermehrung. Wie erste Tests mit Mäusen und Menschen zeigen, kann Gallium dank dieser Eigenschaften durch Krankenhauskeime ausgelöste Lungeninfektionen lindern. Dabei scheint es keine nennenswerten Nebenwirkungen zu haben.
Bevor sie moderne Antibiotika kannten, nutzten Mediziner mitunter Stoffe wie Kupfer und Quecksilber zur Bekämpfung von Keimen. Viele Metalle waren bereits in der Antike für ihre antibakterielle Wirkung bekannt. Angesichts des zunehmenden Problems der Antibiotika-Resistenzen besinnen sich manche Forscher inzwischen auf diese alte Tradition zurück: Könnten bestimmte Metalle eine Alternative zu den bewährten Mitteln sein?
Christopher Goss von der University of Washington in Seattle und seine Kollegen haben dies nun für Gallium untersucht. Die Idee dahinter: Gallium hat eine ähnliche Struktur wie Eisen, das Bakterien als Nährstoff für ihren Stoffwechsel benötigen. Das Metall könnte sich demnach wie ein trojanisches Pferd ins metabolische System der Krankheitserreger einschleusen – mit fatalen Folgen. „Gallium kann die Bakterien nicht nur nicht nähren, es schadet ihnen sogar“, erklärt Goss.
Gehemmtes Wachstum
Soweit die Theorie: Wie gut das in der Praxis funktioniert, testeten die Wissenschaftler an Pseudomonas aeruginosa. Dieses Bakterium gehört zu den typischen Krankenhauskeimen und verursacht unter anderem schwere Lungeninfektionen. Experimente mit Sputum-Proben von infizierten Patienten zeigten, dass schon geringe Gallium-Konzentrationen das Wachstum der Keime hemmten. Offenbar stört das Metall eisenabhängige Enzyme und verhindert auf diese Weise, dass sich die Erreger vermehren.