Astronomie

Astronomen entdecken extrem fernen Zwergplaneten

Exzentrische Umlaufbahn weit außerhalb des Pluto liefert mögliche Indizien für "Planet 9"

Ein neuentdeckter Zwergplanet weit jenseits des Neptun wirft erneut die Frage auf, ob es dort draußen noch einen weiteren, großen Planeten gibt. © Roberto Molar Candanosa and Scott Sheppard/ Carnegie Institution for Science

Eisiger „Außenseiter“: Astronomen haben einen der fernsten bekannten Zwergplaneten des Sonnensystems entdeckt. Der rund 300 Kilometer große Brocken ist selbst an seinem sonnennächsten Punkt noch doppelt so weit entfernt wie Pluto. Spannend auch: Der Orbit von 2015 TG387 ist dem anderer Objekte in diesem fernen Außenbereich auffallend ähnlich. Möglicherweise werden sie alle von einer noch unbekannten Supererde – Planet 9 – beeinflusst, so die Spekulation der Astronomen.

Im Kuipergürtel jenseits des Neptun kreisen unzählige Brocken aus Eis und Gestein um die Sonne, darunter auch die Zwergplaneten Pluto, Eris und Haumea. Doch es gibt in diesem eisigen Außenbereich auch Objekte, die auf stark exzentrischen Bahnen noch viel weiter hinausreichen – ihre Bahnen reichen bis an den Innenrand der Oortschen Wolke.

Nie näher als der Neptun

Bisher allerdings sind erst wenige dieser Extremen Transneptunischen Objekte (ETNO) überhaupt entdeckt – unter ihnen der rund 700 Kilometer große Zwergplanet 2015 RR245, das Objekt 2014 FE72 und der Zwergplanet Sedna. Kein Wunder: Selbst der sonnennächste Punkt ihrer stark exzentrischen Bahn liegt jenseits des Neptun.

Einen weiteren dieser extremen „Außenseiter“ im Sonnensystem haben nun Scott Sheppard von der Carnegie Institution for Science und seine Kollegen entdeckt. Aufgespürt haben die Astronomen das 2015 TG387 getaufte Objekt im Rahmen ihrer Suche nach dem hypothetischen Planet 9 und weiteren Indizien für seine Existenz.

Neuer Zwergplanet mit zweitfernstem Orbit

Das neuentdeckte Objekt ist vermutlich rund 300 Kilometer groß und damit gerade noch ein kleiner Zwergplanet, wie die Astronomen berichten. Das Perihel seiner exzentrischen Umlaufbahn liegt 65 astronomische Einheiten (AE) von der Sonne entfernt – 2015 TG387 kommt unserem Stern demnach nie näher als knapp die doppelte Pluto-Entfernung. Der äußerste Punkt seiner Bahn liegt sogar bei rund 2.3000 AE – der zweitfernste nach 2014 FE72, wie die Forscher berichten.

Umlaufbahn des neuentdeckten Zwergplaneten 2015 TG387 und zweier weiterer ETNOs. © Roberto Molar Candanosa and Scott Sheppard/ Carnegie Institution for Science

Damit ist 2015 TG387 eines der äußersten bekannten Objekte in unserem Sonnensystem und gehört zu den Objekten der inneren Oortschen Wolke (IOC). Entdecken konnte die Forscher ihn nur deshalb, weil sich der ferne Zwergplanet gerade durch einen relativ sonnennahen Bereich seines Orbits bewegt. „Während etwa 99 Prozent seines 40.000 Jahre dauernden Umlaufs ist 2015 TG387 zu lichtschwach, um ihn zu sehen“, sagt Koautor David Tholen von der University of Hawaii. Doch bei seiner Entdeckung stand er „nur“ rund 80 AE von der Sonne entfernt.

Von Planet 9 beeinflusst?

„Die Objekte der inneren Oortschen Wolke wie 2015 TG387 oder Sedna sind weitgehend isoliert vom Rest des Sonnensystems, das macht sie immens interessant“, erklärt Sheppard. „Wir können sie als Sonden nutzen, um zu verstehen, was da am Rand unseres Sonnensystems passiert.“ Spannend ist der neuentdeckte Zwergplanet 2015 TG387 unter anderem deshalb, weil sein Orbit in einigen Merkmalen auffallend denen anderer ETNOs ähnelt, wie die Astronomen berichten.

Nach Ansicht von Sheppard und seinem Team könnten diese Ähnlichkeiten in der Bahnneigung, der Ausrichtung der Bahn und der Position des Perihels ein weiterer Hinweis auf den hypothetischen „Planet 9“ sein. „Dieser noch unbekannte Planet scheint 2015 TG387 auf gleiche Weise zu beeinflussen wie die anderen extrem weit entfernten Objekte des Sonnensystems“, sagt Koautor Chad Trujillo von der Northern Arizona University.

Um mehr über diesen möglichen Einfluss herauszufinden, führten die Forscher Bahnsimulationen für 2015 TG387 und seine Nachbarn durch. Dabei zeigte sich, dass die Perihelposition des Zwergplaneten und ihre Schwankungen möglicherweise erst durch die Schwerkraftwirkung eines noch unbekannten Planeten zustande kommen. „Diese Simulationen beweisen noch nicht, dass es einen weiteren massereichen Planeten in unserem Sonnensystem gibt“, betont Trujillo. „Aber sie sind weitere Indizien dafür, dass es dort draußen noch etwas Großes geben könnte.“ (Astronomical Journal, ihn press)

(Carnegie Institution for Science, 04.10.2018 – NPO)

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