Die Gentechnik machts möglich: Forscher haben innerhalb von nur einer Generation aus einer Wild- eine Kulturpflanze gemacht. Mithilfe der Genschere CRISPR/Cas 9 verwandelten sie eine wilde Tomatenart in eine Zuchttomate mit größeren Früchten und mehr Ertrag. Der Clou: Anders als viele heutige Nutzpflanzen hat diese neue Tomate gleichzeitig ihre wertvollen „wilden“ Eigenschaften wie einen höheren Nährstoffgehalt behalten. Die Methode berge ein enormes Potenzial für die Landwirtschaft, schreibt das Team im Fachmagazin „Nature Biotechnology“.
Ob Weizen, Mais oder Tomate: Mit der Erfindung der Landwirtschaft begann der Mensch, Nahrungspflanzen anzubauen und gezielt zu züchten. Dabei veränderte er diese Pflanzen nach und nach, um sie seinen Bedürfnissen anzupassen. So entstanden im Laufe von Jahrtausenden Kulturpflanzen mit mehr und größeren Früchten. Ihren wilden Vorfahren ähneln diese auf möglichst viel Ertrag ausgelegte Züchtungen oft nur noch entfernt.
Damit ist ein entscheidender Nachteil verbunden: Als Nebenwirkung führt der Zuchtprozess zu einer geringeren genetischen Vielfalt und zum Verlust zahlreicher nützlicher Eigenschaften – von der Resistenz gegenüber Krankheitserregern und Trockenheit bis hin zu einem hohen Vitamin- und Nährstoffgehalt. Eigenschaften wie diese sind unter anderem angesichts des Klimawandels und der wachsenden Weltbevölkerung jedoch zunehmend wieder gefragt. Was also tun?
Genetische Veränderungen
Wissenschaftler um Augustin Zsögön von der University of Minnesota in Minneapolis haben sich die Frage gestellt, ob sich wichtige Nahrungspflanzen noch einmal neu und anders domestizieren lassen – im Turboverfahren. Dies testeten sie am Beispiel der Tomate: Bei der wilden Art Solanum pimpinellifolium veränderten sie mithilfe der Genschere CRISPR/Cas 9 gleichzeitig sechs Gene, die unter anderem bedeutsam für den Ernteertrag sind.