Unsichtbare Schutzschicht: Forscher haben eine Beschichtung entwickelt, die Bauwerke aus Naturstein vor dem Verfall bewahren könnte. Ihre transparente Flüssigkeit wirkt gegen die Effekte sauren Regens und wehrt außerdem schädliche Bakterien ab. In ersten Tests mit Kalkgesteinen hat sich der neue Korrosionsschutz bereits bewährt. Bestätigen Langzeitstudien seine Wirkung, könnte er künftig für den Schutz einzigartiger Denkmäler zum Einsatz kommen.
Ob das Kolosseum in Rom, die Pyramiden von Gizeh oder der Kölner Dom: An vielen kulturell bedeutsamen Bauwerken nagt inzwischen der Zahn der Zeit. Ihre Fassaden beginnen zu korrodieren. Schuld an diesem Verfall sind vor allem zwei Faktoren: Zum einen zerstört durch industrielle Umweltverschmutzung ausgelöster saurer Regen die Natursteine. Zum anderen greifen Biofilme aus Mikroben das Material an, die die Steine unansehnlich und porös werden lassen.
Früher oder später werden die Gebäude solchen schädlichen Einflüssen vollständig zum Opfer fallen – wenn nichts dagegen unternommen wird. Genau dies versuchen Chemiker um Archismita Misra von der Universität Ulm: Sie haben nun eine Oberflächenbeschichtung entwickelt, die denkmalgeschützte Bauwerke oder antike Statuen aus Naturstein vor dem zunehmenden Zerfall bewahren könnte.
Maßgeschneiderte Beschichtung
Für ihren chemischen „Schutzschild“ setzten Misra und ihr Team auf eine ionische Flüssigkeit, die sich unter anderem bereits im Korrosionsschutz von Metallen bewährt hat. Der große Vorteil: „Bei dieser Polyoxometallat-ionischen Flüssigkeit, kurz POM-IL, lassen sich Kation und Anion unabhängig voneinander verändern. So können wir die Eigenschaften der Beschichtung den jeweiligen Umweltbedingungen anpassen“, erklärt Misras Kollege Carsten Streb.