Er hatte doch Recht: Neue Untersuchungen haben einen alten Verdacht bestätigt: Die langschwänzige Flugsaurier-Art Scaphognathus crassirostris verfügte tatsächlich über eine Art Fell. Dies hatte ein deutscher Paläontologe bereits vor 180 Jahren vermutet. Doch die meisten seiner Kollegen glaubten ihm nicht. Moderne Aufnahmen des fraglichen Fossils liefern nun jedoch den entscheidenden Beweis – und rehabilitieren den damals Verspotteten.
Flugsaurier waren die ersten Wirbeltiere, die fliegen konnten – und dominierten mehr als 150 Millionen Jahre lang den Luftraum unseres Planeten. Früher stellte man sich diese Herrscher der Lüfte aus dem Zeitalter der Dinosaurier wie riesige Echsen mit Fledermausflügeln vor. Heute wissen Forscher allerdings, dass es dieses Bild nicht ganz trifft. Denn statt mit Schuppen war die Haut der Flugsaurier oft mit feinen, womöglich farbenprächtigen Härchen bedeckt.
Streit um Fossil-Interpretation
Einen ersten Hinweis auf diesen fellähnlichen Wärmeschutz entdeckte der deutsche Paläontologe Georg August Goldfuß bereits im Jahre 1831. Damals untersuchte er ein Fossil des im Solnhofener Plattenkalk gefundenen Flugsauriers Scaphognathus crassirostris – und bemerkte winzige Unebenheiten im Gestein. Diese waren allerdings nur unter der Lupe zu sehen und nur, wenn das Licht den Plattenkalk in einem ganz bestimmten Winkel beleuchtete. Worum handelte es sich?
Goldfuß spekulierte: Die unscheinbaren Abdrücke im Fossil könnten frühe Haare darstellen, die dem Flugsaurier als Wärmeisolation dienten. Bei seinen Paläontologen-Kollegen sorgte diese Interpretation allerdings nur für Gelächter. Sie taten sie als blühende Fantasie ab und interpretierten die Unebenheiten stattdessen als bereits im Gestein angelegte Strukturen – zu Unrecht, wie sich nun zeigt.