Geowissen

Forscher entdecken neues Mineral

Extrem seltenes Kupfermineral Fiemmeit findet sich nur in den Dolomiten

Winzige, hellblaue Kristalle: das neuentdeckte Mineral Fiemmeit unter dem Mikroskop © MUSE Museo delle Scienze

Fund im alten Bergwerk: In einem verfallenen Erzbergwerk in Oberitalien haben Forscher eine neue Mineralart entdeckt. Es handelt sich um eine organische Kupferverbindung, ein Kupferoxalat, das winzige hellblaue Kristalle bildet. Das Fiemmeit getaufte Mineral kommt in Überresten von urzeitlichen Baumstämmen vor, die vor 260 Millionen Jahren im Schlamm eingeschlossen und dann in Kohle verwandelt wurden. Bisher ist es nur aus diesem einen Fundort bekannt.

Mehr als 5.200 Minerale sind bisher offiziell entdeckt, einige davon sind so selten, dass sie nur an einem einzigen Ort auf der Erde vorkommen. Doch die wahre Vielfalt der kristallinen Verbindungen auf unserem Planeten ist damit noch lange nicht ausgeschöpft. Forscher schätzen, dass noch mindestens 1.500 weitere Minerale auf ihre Entdeckung warten. Darunter sind auch zahlreiche erst durch den Bergbau und andere menschliche Aktivitäten entstandene Mineralvarianten.

Hellblaue Mini-Kristalle

Eines dieser neuen Minerale haben nun Forscher um Paolo Ferretti vom Museum für Wissenschaft (MUSE) in Trento entdeckt. Gefunden wurde es im ehemaligen Bergwerk San Lugano im Fleimstal (Val di Fiemme). Dort wurden bis zum Zweiten Weltkrieg Kupfererze abgebaut, die in einer Sandsteinschicht aus dem Oberen Perm vor rund 260 Millionen Jahren abgelagert wurden. Die kupferhaltigen Mineralien sammelten sich dabei vor allem in urzeitlichen Baumstämmen, die damals von Schlamm eingeschlossen und in Kohle umgewandelt wurden.

In einem dieser inkohlten Urzeit-Baumstämme bemerkten die Forscher winzige, hellblaue Kristalllamellen. Als sie eine Probe davon im Labor analysierten, zeigte sich, dass es sich hierbei um ein noch unbekanntes Kupfermineral handelte. Das Mineral ist ein Kupferoxalat-Hydrat mit der Formel Cu2(C2O4)(OH)2•2H2O, das im monoklinen Kristallsystem kristallisiert und in dieser Form einzigartig ist, wie die Wissenschaftler berichten.

Suche im Bergwerk: der Mineraloge Paolo Ferretti © MUSE Museo delle Scienze

Erster Mineral-Neufund der Dolomiten seit 200 Jahren

Nach seinem Fundort im Val de Fiemme wurde das neue Mineral Fiemmit getauft. Es ist bereits von der International Mineralogical Association anerkannt. Das neuartige Kupfermineral ist extrem selten und bisher nur aus dem Bergwerk San Lugano bekannt. Offenbar bildet es sich nur dann, wenn Pflanzenmaterial in Anwesenheit von Kupfer auf bestimmte Weise inkohlt.

Und noch etwas ist besonders am neuen Mineral: „Was diesen Fund zu etwas ganz Besonderem macht, ist die Tatsache, dass der Fiemmeit aus einer Region – den Dolomiten – stammt, die zu den am besten erforschten Gegenden der Welt zählt“, erklärt Ferretti. „Dennoch wurde seit 1815 in den Dolomiten kein neues Mineral mehr entdeckt.“ Die Identifizierung des Fiemmeit fügt den Dolomiten damit ein weiteres Alleinstellungsmerkmal hinzu.

(MUSE Museo delle Scienze, 20.11.2018 – NPO)

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